Seite:Burney - Tagebuch einer musikalischen Reise 3. Bd 1773.pdf/200

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innig weint, als ihn der Hahn zur Reue weckt, war so innig rührend, daß fast alle Zuhörer den Jünger mit ihren Thränen begleiteten.

Es wurden noch verschiedene Sinfonien, einzelne Arien und unter andern auch eine Flügel-Sonatina, mit Begleitung von Instrumenten, gemacht, die aus einer sehr angenehmen Vermischung von langsamen und Bravourasätzen bestund, in welchen die Instrumentisten viele Arbeit hatten. Und ob diese gleich nicht in so beständiger Uebung sind, als ein Orchester, das sich völlig eingespielt hat; so machten sie doch einige sehr schwere Stücke, mit einem ziemlichen Grade von Accuratesse.

Es ist, um die Biegsamkeit eines Genies zu beweisen, daß ich der Sing- und vermischten Komposition des Herrn Kapellmeister Bachs erwähne. Aber nicht sowohl darauf, als auf seine Arbeiten für sein eignes Instrument, das Clavier und Fortepiano, möchte ich seinen Ruhm gründen; denn hier steht er allein, ohne einen Nebenbuhler,[H 1] und hiervon werde ich hernach Gelegenheit haben zu sprechen. Was seine übrige Komposition betrift: so haben vielleicht andre ebenso gute Arien, Chöre und Sinfonien gemacht. Sein Genie ist zwar allgemein für jedes Fach in der Musik, allein er hat weder die Uebung und Erfahrung, noch die Sänger und das Orchester, wofür er schreiben könnte, als andre vor ihm gehabt haben. Indessen muß ein jeder aufrichtiger Hörer und Bemerker in

Anmerkungen (H)

  1. [312] Viele Nebenbuhler Bachs im deutschen Kirchenstyle, würde Herr Burney wohl auch nicht aufweisen können, obgleich Herr Bach, ohne daß ich seine Gründe errathen kann, seiner Kirchenstücke in seiner Lebensbeschreibung keine Erwähnung thut.