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Die beste Sängerinn in diesem ruhigen Pastorale, war Sgra. Calori, der es, als sie vor zwölf oder vierzehn Jahren in England war, nur an Feuer fehlte, um eine vortrefliche Sängerinn zu seyn. Damals waren ihre Stimme, ihr Triller und ihre Fertigkeit gut, ihre Person und Gesichtszüge wohlgemacht und fein; allein itzt, da die Zeit verschiedene von diesen Eigenschaften ziemlich geschwächt hatte, blieb ihr Singen so unbemerkt, als der Gesang der übrigen, welcher schmacklos und im höchsten Grade ermüdend war.

Ich muß noch bemerken, daß Sgra. Calori im zweyten Akte eine Bravurarie sang, die von einer obligaten Violine begleitet war, welche Herr Hunt, erster Violinist in Dresden, spielte. Beyde brachten viele nicht geringe Schwierigkeiten heraus, aber ohne sonderliche Wirkung. Der Geiger hatte zwar einen kräftigen Strich und zog einen reinen Ton aus seinem Instrumente, aber sein Geschmack und Ausdruck waren weder fein noch rührend genug.

Sonntags, den 20. September. Heute früh ging ich in die lutherische Frauenkirche, welche an einem grossen Marktplatze liegt. Es ist ein sehr edles und feines Gebäude von Quadersteinen, und hat eine hohe Kuppel in der Mitten; auswendig ist es ein Viereck, aber inwendig hat es die Gestalt eines Amphitheaters. Vor dem Altartische ist eine Erhöhung, über welcher man eine prächtige