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Orgel gebauet hat. Dieß ist das einzige mir bekannte Exempel einer an der Ostseite der Kirche angelegten Orgel. Alle die ich gesehen habe lagen am Ende des Chors westlich, oder auf einer Seite.

Das Singen unter Begleitung eines so schönen Instruments thut hier ungemeine Wirkung. Die ganze Gemeine, an drey tausend Personen stark, singt im Einklange, meist so langsame Melodien, als die, welche in unsern Pfarrkirchen üblich sind; allein da die Leute hier zu Lande musikalischer sind, als bey uns, und von Jugend auf gewöhnt worden, den größten Theil des Kirchengesanges selbst zu singen, so hielten sie besser Ton, und machten eins der größten Chöre, die ich je gehört habe.

Das Gebäude ist sehr hoch und geräumig, zwischen den Pfeilern sind vier Emporkirchen von schöner Form, über einander; die Sitze an der Erde gehen im Kreise herum, alle haben das Gesicht nach dem Altare zu. Ueberhaupt war dies eine der andächtigsten, ehrwürdigsten Gemeinen, die ich gesehen habe.

Die Bomben konnten in der preussischen Belagerung dieser Kirche nichts anhaben, weil sie von der kugelförmigen Kuppel alle herabrollten, so viel auch darauf gerichtet wurden. Diese Kirche sticht unter den hiesigen so hervor, wie die Peterskirche zu Rom, und die Paulskirche zu London.