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Dieser vortrefliche Organist ist niemals aus Amsterdam gekommen, ausgenommen vor vielen Jahren, da er auf ein Paar Tage nach dem Haag reisete; und dennoch ist sein Geschmack von der besten neuern Art. Seine verwebten Accorde nimmt er richtig und drückt sie vortreflich aus.[H 1] Seine Einbildungskraft ist ungemein lebhaft, und ob er gleich sehr voll und selten weniger, Manual und Pedal zusammen genommen, als fünfstimmig spielt, so ist es doch nicht in der steifen oder trocknen Art, wie ich so oft in Deutschland gehört hatte. In vielen Passagien zeigte er, jedoch nicht unüberlegter Weise, daß er ein Flügelspieler sey; denn er kennt das Eigenthümliche der Orgel so gut, daß in seinen geschwindesten Läufen, deren er viele anbrachte, keine von den unangenehmen Zwischenräumen entstunden, wie es den blossen Cymbalisten zu begegnen pflegt, daß ihnen Noten ausbleiben, oder die Läufe hapern, wenn sie die Orgel spielen.

Herr Pothoff spielte zwo Fugen auf eine meisterhafte Art, deren Subjekte er umkehrte, und

Anmerkungen (H)

  1. His appogiaturas are well taken, and admirably expressed. Das Wort Appoggiatura finde ich weder im Walther noch im Rousseau, selbst nicht im Vocabolario degil accademici de la crusen. Ich glaube dieses neue transalpinische Kunstwort aus der Analogie verstanden zu haben. Weil aber die Künstler bey Annahme ihrer technischen Ausdrücke nicht allemal sehr gewissenhaft auf die Analogie Rücksicht nehmen: so gestehe ich, daß ich hier nicht sicher bin, und deswegen die Worte des Textes angeführt habe.