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und nieder, als ob er ein Jüngling von funfzehn Jahren wäre, und sein völliges Gesicht hätte. Eben so zieht er auch mit der bewundernswürdigsten Sicherheit die Register auf und stößt sie wieder ein; welches bey ihrer grossen Anzahl für einen Menschen mit zwey gesunden Augen nicht leicht ist, und seine Uebung erfodert.

Als er auf die Wahl an der Westerkirche spielte, trug er über zwey und zwanzig Mitwerber den Sieg davon, die alle gegen ihn spielten.[1] Bey dieser Gelegenheit durften die Richter, welches lauter Tonkünstler waren, um alle Partheylichkeit zu vermeiden, nicht eher wissen, wer gespielt hatte, bis sie erst ihre Meinung schriftlich von sich gegeben hatten. Eine Vorsicht, die man in Amsterdam für nöthig hält, damit nicht Mitleiden, Freundschaft oder eine zu mächtige Empfehlung das Urtheil derjenigen beleiden möge, denen die Macht aufgetragen ist, die Wahl zu entscheiden. Wenn diese Methode allenthalben bey dergleichen Gelegenheiten eingeführt wäre, so würde man nicht so viel schlechte Organisten, oder so viel gute Orgelspieler ohne Brodt finden. Allein so ist das Wahl oder Probespielen nur ein Blendwerk; laß einen Candidaten noch so grosse Talente besitzen,

Anmerkungen

  1. Auf eben diese Art ward auch 1726. unser Stanley, als er vierzehn Jahr alt war, an der Andreaskirche in Holborn in London zum Organisten erwählt und fast eben so vielen Mitwerbern vorgezogen.