Seite:Burney - Tagebuch einer musikalischen Reise 3. Bd 1773.pdf/244

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um zu hören, was es für Musik wäre, die sie bey ihrem Gottesdienste hätten, und in wie weit sie sich von der Musik andrer Synagogen unterschiede, wo ich in verschiedenen Gegenden Deutschlands Singen gehört hatte. So wie ich hinein trat, sang eben ein Rabiner einen Theil des Gottesdienstes in einer Art von alten Cantusfirmus, und die Gemeine antwortete ihm in einer Art Gesange, welcher dem Sumsen der Bienen glich.

Hierauf fingen drey von den süssen israelitischen Sängern, die, wie es scheint, hier sehr berühmt sind, und denen sowohl Christen als Juden nachlaufen, eine Art von lustiger neuer Melodie an zu singen, zuweilen im Einklange und zuweilen in mehr Stimmen, ohne Text, und mit Tra la la, welches mir komisch genug vorkam. Eine von diesen Stimmen war eine Fistel, die mehr Aehnlichs mit den höhern Tönen eines schlechten Voxhumana Registers in einer Orgel, als mit einer natürlichen Menschenstimme hatte. Ich erinnre mich in einem öffentlichen engländischen Blatte ein Advertissement gelesen zu haben, worin ein Bartputzer bekannt machte, daß er die Haare eines Mannes so aufsetzen könne, daß sie genau wie eine Parücke lassen müßten; und dieser Sänger konnte sich rühmen, daß er die Kunst besässe, nicht zu singen wie ein menschliches Geschöpf, sondern daß seine Stimme wie eine Nachäffung einer der schlechtesten Voxhumana klingen müßte. Einerley Verdienst