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Ausser Herrn Hiller halten sich in Leipzig vier Komponisten auf, mit denen ich, wegen Mangel an Zeit, keine persönliche Bekanntschaft machen konnte. Es sind: der Herr Cantor Doles, ein Kirchenkomponist; Herr Löhlein, Clavierspieler und Komponist für sein Instrument; Herr Neefe, Komponist einiger hübschen Sonaten für eben das Instrument[H 1] und Herr Reichardt, der komische Opern gesetzt hat, denen es gar nicht an Genie mangelt.

Herr Rolle, Musikdirektor zu Magdeburg, ist ein feuriger und gedankenreicher Komponist, der sich durch seine Werke für die Kirche rühmlichst bekannt gemacht hat. Ich habe aber einige von seinen Claviersachen gesehen, welche mir mehr gefallen haben, als seine übrigen Werke; besonders finden sich in der Berliner Sammlung verschiedene von seinen Stücken, welche voller Feuer sind, und in welchen durch Einführung alter Passagien in einer neuen Manier, angenehme Wirkungen hervorgebracht sind.[H 2]

Herr Müller, Hoforganist zu Dessau, ist ein Mann von grosser Geschicklichkeit. In seinen

Anmerkungen (H)

  1. Hat auch schon eine komische Oper mit Beyfall drucken lassen.
  2. Voriges Jahr hat Herr Rolle ein geistliches Drama, der Tod Abels, fürs Clavier ausgezogen, drucken lassen, welches die Liebhaber der Musik nach mehrern von seinen Arbeiten in dieser Gattung lüstern gemacht hat.