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Geschmack und Phantasie, sondern auch mit solchen Feuer, solcher Künheit und Accuratesse komponirt sind, wohin Dilettanti oder blosse Liebhaber, selten gelangen.

Herr Johann Gottfried Müthel, zu Riga, verdient, als ein gebohrner und erzogner Deutscher hier seinen Platz, ob er gleich an einem Orte steht, der unter russische Bothmässigkeit gehört. Wenn ein angehender Clavierspieler alle Schwierigkeiten überwunden hätte, die in Händels, Scarlattis, Schoberts, Eckharts und C. P. E. Bachs Clavierstücken anzutreffen sind, und, wie Alexander, bedauerte, daß er weiter nichts zu überwinden hätte, dem würde ich Müthels Kompositions vorschlagen, als ein Mittel, seine Geduld und Beharrlichkeit zu üben. Seine Arbeiten sind so voller neuen Gedanken, so voller Geschmack, Anmuth und Kunstfertigkeit, daß ich mich nicht scheuen würde, sie unter die grössesten Produkte unsrer Zeit zu rechnen. So ausserordentlich das Genie und die Kunst dieses Tonkünstlers sind, so ist er doch in Deutschland nicht sehr bekannt, und alles was ich von ihm erfahren konnte, besteht darin, daß er Unterricht von Sebastian Bach gehabt, und ehe er sich in Riga niedergelassen hat, einige Zeit in Mecklenburg-Schwerinischen Diensten gewesen ist[H 1].

Anmerkungen (H)

  1. Da der Uebersetzer die Lebensumstände des Herrn Müthels zuverlässig weiß: so rückt er hier solche mit