Seite:Burney - Tagebuch einer musikalischen Reise 3. Bd 1773.pdf/281

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Tonkünstlern, welche ich in Deutschland gefunden habe, diese Nation fast jeder grossen Stadt in Europa Tonmeister von ausnehmender Geschicklichkeit geliefert hat; und es ist schwerlich zu viel gesagt, daß die besten deutschen Tonkünstler unsrer Zeit, einige wenige ausgenommen, in fremden Ländern zu suchen sind. Man hat in der That angemerkt, daß, aus was Ursach es auch sey, die transplantirte Deutschen, in den meisten der schönen Künste, Cæteris paribus, diejenigen übertreffen, welche in ihrer Heymath zurück bleiben.

Durchs Reisen, verliert ein Musikus unter andern Lokalvorurtheilen auch jene Ehrerbietung gegen einen besondern Styl, welche die Anzahl der Nachahmer so sehr vergrössert; und sie so unter dem Zwange hat, daß sie gleich den neuern Lateinern, keinen einzigen Gedanken wagen dürfen, für welchen sie keine Autorität eines classischen Schriftstellers anführen können.

Die Musiker fast einer jeden Stadt, und jede Kapelle eines deutschen Fürsten, dessen Staaten auch noch so klein seyn mögen, werfen sich zu einer musikalischen Monarchie auf, beneiden sich einer den andern, und alle beneiden einmüthiglich die Italiäner, welche in ihr Land kommen. Ich hingegen, als ein blosser Zuschauer, dem der Zank gar nichts angeht, und der weder Schaden noch Vortheil davon besorgen darf, ich glaube wahrzunehmen, daß an beyden Seiten grosse Vorurtheile