Seite:Burney - Tagebuch einer musikalischen Reise 3. Bd 1773.pdf/283

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und der es sich für einen Schimpf angerechnet hätte, die Werke seiner Nachbarn zu plündern. Den itzigen Schwung der deutschen Melodie kann man aber leicht aus den italiänischen Opernarien herleiten; so wie den Geschmack der meisten Deutschen Komponisten und Spieler, von dem Geschmacke der besten italiänischen Sänger.

In der That sind auch manche günstige Umstände zusammen gekommen, die es ihnen erleichtert, diesen Geschmack zu erwerben; besonders da viele deutsche Herrn jenseits den Alpen Güter besitzen, wo ihr Gefolge fleissig Umgang mit den Eingebornen hat; und im deutschen Reiche selbst haben die Einwohner von Wien, München, Dresden, Berlin, Manheim, Braunschweig, Stutgard und Cassel, woselbst seit so langer Zeit italiänische Opern gewesen, und zum Theil noch sind, dem italiänischen Singen nicht vergebens zugehört.

Wenn ich indessen alle besondern Distinktions bey Seite setze, so besteht das Resultat aller meiner Nachforschungen und Bemerkungen in folgenden zwey Erfahrungssätzen: Erstlich, daß die Einwohner aller Gegenden von Europa wenig Anspruch auf gutes Singen machen können, Italien ausgenommen; Zweytens, daß wenn gleich die Italiäner vor allen andern Nationen den Vorzug in der Vokalmusik haben, dennoch die Deutschen einige wenige Ausnahme zugegeben, in Verfertigung und dem Gebrauche der meisten Instrumente, selbst die Italiäner übertreffen; und vielleicht