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und einsichtsvolleste sei. Kenner glauben, daß er gerade an der Gränze des Schmucks stehe, den die Werke der Musik vertragen können, ohne das Ausdruck und Genie darunter leiden. Als den simpelten ihn zu rühmen, deucht ihnen auch nicht richtig. Sie sagen vielmehr, er habe simple Eleganz im höchsten Grade. Im Urtheile und Geschmack gehe er über alle Italiäner, wie an Reichthum; nicht immer aber an Größe - und Stärke der Gedanken.

Wie weit Hasse geht, alle Neuerungen für unerlaubt zu halten, und ob er den Chev. Gluck mit einschliesse, (woran er wirklich Unrecht hätte) weiß ich nicht. Aber Metastasio sollte sich nicht über Neuerungen beklagen, denn nach ihm leidet der poetische Theil der Oper zu viel. – Inzwischen hat Hasse seinem Piramo & Tisbe selbst manches zu neuern gesucht, und viel mehr Simplicität angebracht, als er sonst pflegte. Hoffentlich werden es Deutsche seyn, die eine wohlverstandne Simplicität wieder in der Musik allgemeiner machen.

S. 184. – Eine Untersuchung, wie weit das Ohr, und welche Ohren (gebildete oder ungebildete, verwöhnte oder unverwöhnte u. s. w.) im Oberappellationsgerichte der Musik sitzen sollten, wäre ein Werk eines gefühlvollen und philosophischen Kenners der Musik.