Seite:Burney - Tagebuch einer musikalischen Reise 3. Bd 1773.pdf/314

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mit vielmehr Kunst und Ueberlegung mit, Vinci ist sorgloser, obgleich nicht unwirksam. Graun hat schon viel Passagien und Coloraturen; Vinci weniger. Im Recitativ sonderlich zeigt Graun mehr Wissenschaft der Modulation und Deklamation, und modulirt zuweilen, ohne daß die Worte es erfodern, zu kühn. Vinci wird man nicht stark im Recitativ finden. Graun wiederhohlt sich oft, ist sich zu gleich, Vinci ist abwechslender. Vinci liebt kurze Ritornelle, Graun lange. Vinci scheint auf seine accompagnirte Recitative (ausgenommen im letzten Akt der Dido,) wenig zu halten; Graun bringt sie gerne an, und ist glücklich darinn. Und nun vor allem, Vinci in Duetten, Terzetten, Quartetten! welch ein himmelweiter Unterschied. – Diese Vergleichung liesse sich weiter ausdehnen, wenn es gälte; auf Arbeiten beyder Männer über ein Subjekt. – Grosse Erfindung, d.i. reiche, und im Erhabnen, Schrecklichen, Heftigen, könnte man Graum allerdings absprechen; dabey hat er die Trommelbässe bis zum Ueberdruß. Aber wer ihm im Zärtlichen, Sanften, ihm eigenthümliche Gedanken, Rührung, weiches Gefühl und Erfindung abläugnen wollte! – Eilfertige Kritiker können freylich leicht dazu verleitet werden. Sie nehmen eine ganze Oper, (wobey dem Komponisten durch allerley