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Geist, einen richtigen natürlichen Geschmack und die fertigste Hand, die sich nur gedenken läßt.

Die Ausfoderung, die er von Dresden aus, von dem berühmten französischen Organisten, Marchand, erhielt und annahm, ist in Deutschland eine bekannte Sache. Als Marchand in dieser Stadt angekommen war, und alle Orgelspieler in Frankreich und Italien überwunden hatte, erbot er sich, gegen jeden Deutschen aus dem Stegreife zu spielen, den der König von Pohlen bereden lassen könnte, es mit ihm aufzunehmen. In Dresden war niemand, der das Herz hatte, und mit einem so siegreichen Streiter sich einlassen wollte; als man aber einen eignen Bothen an Sebastian Bach abfertigte, der damals noch ein junger Mann war, und sich zu Weimar[1] aufhielt, verfügte der sich ungesäumt dahin, und besiegte wie ein andrer David diesen Goliath. Man würde sich irren, wenn man hieraus schlösse, daß Marchand ein mittelmässiger Spieler gewesen. Alsdann würde es Bachs Ruhm nicht vergrössert haben, daß er sein Ueberwinder gewesen. Es war eine Ehre für Pompejus, daß Cesar sein Ueberwinder, und für Marchand, daß er von niemand als von Bach besieget worden war.

Ausser verschiedenen vortreflichen Kompositionen für die Kirche, hat er Ricercari herausgegeben

Anmerkungen

  1. Er lebte von 1708. bis 1717. zu Weimar.