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Unterricht von Sebastian Bach gehabt. Seit 1741. hat er sich beständig zu Berlin aufgehalten; und im Jahr 1751. kam er unter dem Titel als Hofkomponist in Königliche Dienste. Sein musikalisches Leben ist sehr thätig gewesen, und die Anzahl seiner Kompositionen, sowohl für die Kirche, als für das Theater, sind ein Beweiß von der Fruchtbarkeit seines Genies.

Er ist noch korpulenter als Jomelli, oder als sein Vetter Händel war. Er empfing mich sehr freundschaftlich. Er befand sich eben nicht wohl und hatte zur Ader gelassen; dem ungeachtet setzte er sich mir zu gefallen an ein schönes Pianoforte, welches ich neugierig zu hören war, und spielte darauf in einem wahrhaftig grossen Style. Man hält ihn für den besten Orgelspieler in Berlin, und für den besten Singmeister in Deutschland. Er zeigte mir einige von seinen Kirchenstücken in Partitur, die meisterhaft waren, allein er sagte, der Kirchenstyl würde in Berlin ziemlich vernachlässigt, weil der König solchen nicht liebte. In der That hatte ich schon gehört, ehe ich nach Berlin kam, daß Se. Majestät der König von Preussen eine solche Abneigung gegen diese Art Musik hätten, daß Er glaubte, ein Komponist verderbe sich den Geschmack, wenn er Kirchenstücke oder Oratorios schreibe, und wohl von andern Arbeiten solcher Männer gesagt habe: „das schmeckt nach der Kirche.“