Hierauf begleitete er mich zur Kirche, welche nur klein ist, und spielte eine bewundernswürdige Fantasie auf der Orgel, welche gleichfalls nur klein ist, aber einen guten Ton hat; ihr Umfang war von C bis dreygestrichen c; sie hatte kein Rohrwerk, jedoch ein Pedal und ein durchgehends gutes Hauptwerk. Er spielte auch eine Fuge aus dem Stegreife über ein neues gefälliges Subjeckt, und führte sie meisterhaft aus. Meinem Urtheil zufolge ist er einer der besten Orgelspieler, welche ich auf meiner ganzen Reise gehört habe. Er klagte, daß es ihm wegen Mangel der Uebung an Fertigkeit fehlte, und setzte hinzu, daß er zu viel Lehrlinge in den Anfangsgründen unterrichten müßte, und also keine Zeit zum Studiren hätte; dabey wäre sein Haus nicht nur voll von fremden, sondern auch von seinen eigenen Kindern:
Mangel löscht sein edles Feuer aus.
welches der Fall vieler Musiker ist, deren Geist und Talente zu gut für solche Sklavenarbeit sind; allein bey solchen Umständen bleibt ihnen nichts anders zu wählen übrig, als Arbeit oder Schulden.
Diese Stadt ist seit der preussischen Belagerung, worin die meisten Häuser ruiniret wurden, größtentheils neu wieder aufgebauet worden, und man
Charles Burney: Tagebuch einer musikalischen Reise – Dritter Band. Bode, Hamburg 1773, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Burney_-_Tagebuch_einer_musikalischen_Reise_3._Bd_1773.pdf/9&oldid=- (Version vom 18.11.2016)
