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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

»Narr, nimm se doch!« sagte der Schäfer. »O nein, o nein, es ist mir wahrhaftig nicht möglich; aber, wenn du sie willst, so mach auf und steig nur statt meiner hier herein.« Das ließ sich der Schäfer nicht zweimal sagen, half dem Pihwitt heraus und stieg dann selbst hinein. Da machte Pihwitt den Karren rasch fest zu und trieb dann die Heerde gemächlich dem Strome zu.

Als die Bauern endlich aus der Kirche kamen, setzten sie bald den Karren in Bewegung; und weil der drinnen fortwährend rief:

»Die Amtmannstochter will ich wohl!
Die Amtmannstochter will ich wohl!«

so hielten sie’s für Spott, trieben den Karren eilig an den Uferrand und stießen ihn mit Hurrah in den Strom. Nach diesem nahmen sie den Heimweg; als sie aber von ungefähr über eine fette Trift kamen, ging da eine Heerde der schönsten Schafe, und der sie weidete, das war Pihwitt. »Ei, Pihwitt,« riefen die Bauern, »haben wir dich nicht eben in’s Wasser geworfen? Wo kommst du her?« »Ja, ja,« sagte Pihwitt, »aus dem Wasser! aus dem Wasser! Als ich da unten ankam, das erste was ich faßte, war jener fette Leithammel, und als ich den nur hatte, kamen die andern Schafe gleich hinterdrein. Ich sollt’s eigentlich nicht verrathen, aber es sind auf dem Grunde des Stromes noch viel mehr und, ich möchte fast sagen, noch schönere zu finden als diese hier. Darum seid so freundlich und werft mich noch einmal ins Wasser; denn selbst hineinzuspringen, dazu habe ich den Muth nicht.« »Ne, ne,« riefen die Bauern alle, »das thun wir nicht; die schönen Schafe wollen wir selber holen,« liefen darum schnell zum Flusse zurück und stürzten sich kopfüber hinein, daß sie versaufen mußten.

Pihwitt aber behielt die vielen Schafe und war reich, so lange er lebte.


15. Muschetier, Grenadier und Pumpedier.

Ein König hatte drei Töchter, die machten zu ihrer Lust einen Gang in den Wald und setzten sich unter die Blumen in das Gras und strickten. Da kamen des Weges her drei Riesen. Als die die schönen Königstöchter sahen, liefen sie herbei, hoben sie auf ihre Arme und schleppten sie tief in den Wald hinein, bis sie zu einer Höhle kamen. In die Höhle konnte man aber nur durch ein Seil gelangen; an dem ließen sich die Riesen mit ihren Prinzessinnen tief in die Erde hinab. Zuerst kamen sie in einen großen Saal; da hing an der Wand ein gewaltig langes Schwert und auf dem Tische stand eine Flasche Wein und lag ein Brief dabei. Hinter dem Saale waren aber noch drei andere Zimmer, für jeden Riesen eins; da hinein brachten sie die Königstöchter und sagten: Hier wollen wir zusammen wohnen. Und der erste Riese schenkte der ersten Königstochter eine goldene Sonne, der zweite Riese schenkte der zweiten Königstochter einen goldenen Mond, der dritte Riese gab der dritten Königstochter einen goldenen Stern. Aber die Prinzessinnen

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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_030.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)