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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

so heirathete der Junge die königliche Prinzessin. Der treulose alte General wurde aber zur Strafe von vier Ochsen mitten auseinandergerissen.


29. Der Schmied und der Pfaffe.

Es war ein loser Pfaff, der hatte dem Schmied seine Frau gern und sie ihn; weil aber die beiden bange waren, daß der Mann etwas merken thäte, so sann der Pfaff einen Streich aus, wie er den Schmied könnte von da wegschaffen. Darum so ging der Pfaff zum Edelmann und sprach: »Ihr habt da in Eurem Dorf einen sehr kunstreichen Schmied, der kann machen was er will; und ist seine Kunst so groß, daß er Euch in einer Nacht ein Schloß auf den Hof baut; aber Ihr müßt es ihm befehlen bei Leib und Leben, sonst thut ers nicht.« Da ließ der Edelmann den Schmied vor sich kommen und sprach: »Ich habe so viel von deiner Kunst reden hören, daß ich dich einmal auf die Probe stellen will; so baue mir denn ein Schloß auf meinen Hof, aber in einer Nacht mußt du damit fertig sein.« »Ach Gott, Herr,« sprach der Schmied; »das ist ja nicht möglich, das kann und kann ich nicht.« »Ich sage dir,« rief der Edelmann, »ist morgen früh das Schloß nicht fertig, so lasse ich dich aufhängen, ohne Gnade und Barmherzigkeit.« Da ging der Schmied ganz traurig fort und nach Hause zu seiner Frau. »Ach Frau,« sagte er, »ich soll dem Edelmann noch in dieser Nacht ein Schloß bauen, und wenn ich das nicht fertig bringe, so muß ich sterben.« »Da ist kein anderer Rath,« sprach die Frau, »als du mußt fort und das diesen Abend noch.« »Ja,« sagte er; »ehe ich so mein Leben lasse, will ich lieber fortwandern, so weit mich meine Füße tragen wollen.« So schnürte er denn in der Eile sein Bündel, nahm traurig von seiner Frau Abschied und ging weg und gedachte niemals wieder zu kommen. Das wars, was der Pfaff und die Frau eben gewollt hatten.

Mit Anbruch der Nacht kam der Schmied in einen Wald; da begegnete ihm ein grauer Mann, der redete ihn an und fragte: »Wohin mein lieber Schmied?« »Ach!« sagte der Schmied; »ich sollte noch in dieser Nacht dem Edelmann ein Schloß bauen, das hat er mir befohlen bei Todesstrafe; und weil ich das nicht kann, so will ich nun gehen, so weit mich meine Füße tragen können.« »Geh nur wieder nach Hause,« sprach der graue Mann; »ich will es schon für dich ausrichten; morgen früh zur rechten Zeit soll das Schloß fertig sein.« Da kehrte der Schmied wieder um und ging nach Hause zu seiner Frau. Die Frau wollte gerade hin und den Pfaffen holen, und als sie nun auf einmal ihren Mann wieder ankommen sah, rief sie ganz verwundert: »Ach Gott, Mann, kommst du schon wieder; wie will das nun werden, wenn morgen früh das Schloß nicht fertig ist.« »Es mag nun kommen wie es will,« sprach der Schmied, »aber ich kann und kann es nicht aushalten, von

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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_074.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)