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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

bei dem grauen Manne und kehrte wieder nach Hause um. Es war am frühen Morgen, als er wieder in sein Dorf kam, und als er sich nun leise in sein Haus schlich, so sah er wie der Pfaff seiner Frau grad einen Kuß gab. »Halt fest!« rief der Schmied. Da der Pfaff die Stimme des Schmiedes hörte, wollte er eilig fortspringen, aber o weh! er saß an der Frau fest wie angeleimt. Da nahm der Schmied seine Peitsche von der Wand und klappte die beiden vor sich her aus dem Hause hinaus die ganze Straße entlang, und als sie vor dem Pfaffen sein Haus kamen, trat gerade die Magd mit einer Schürze voll Heu heraus und wollte der Kuh das Morgenfutter bringen. Die Magd, da sie ihren Herrn in der schlimmen Lage sah, lief schnell herbei und faßte ihn an, um ihn ins Haus zu holen, daß die Leute seine Schande nicht sehen sollten. »Halt fest!« rief der Schmied und wie er das gesagt hatte, saß des Pfaffen Magd auch fest und mußte mit. Zu der Zeit tutete gerade der Kuhhirt und trieb seine Heerde vor sich her und da kam eine alte Kuh und wollte von dem Heu fressen, das des Pfaffen Magd in der Schürze trug. »Halt fest!« rief der Schmied, und wie er das gesagt hatte, saß die alte Kuh auch fest und mußte mit. Das sah ein Bäcker, der eben den Ofen geheizt hatte und nun dabei war, die Kohlen auszuziehen. Schnell kam er angerannt mit seiner langen Ofenlaute und schlug die Kuh damit. »Halt fest!« rief der Schmied, und wie er das gesagt hatte, saß der Bäcker mit seiner mächtig langen Ofenlaute auch fest und mußte mit.

Der Edelmann war den Morgen schon früh aufgestanden, lag im Fenster und sah auf den Hof hinaus. Da kam der Schmied mit seinem Himphamp angezogen, und als der Edelmann das sah, fing er laut zu lachen an und sprach: »Das hast du gut gemacht, mein lieber Schmied; das ist ein schöner Himphamp, den du mir da gebracht hast; aber laß sie jetzt nur wieder los, daß sie nach Hause gehen können.« Da sprach der Schmied: »Laß los!« und wie er das gesagt hatte, lief ein jeder hin, wo er hergekommen war, der Pfaff, die Frau, die Magd, die Kuh und der Bäcker mit seiner langen Ofenlaute. Der Pfaff hat sich darnach aber so geschämt, daß er niemals wieder in dem Schmied sein Haus gekommen ist.


30. De rabe un de pogge.

Et kam äis en rabe aneflâgen un sette sick an en dik un in den dike satt ’ne pogge. Do säe de rabe mit siner knörigen stimme täo der poggen: »Brauer kum herût, brauer kum herût!« »Ne, ne!« säe de pogge, »du hackest mi, du hackest mi!« »Ferwahr nich, ferwahr nich!« säe de rabe, un köre säo lange, bet de pogge doch terlest ût’n water herût kam. Säo bolle awerst de pogge an’t land kam, hacke de rabe täo un krêg mine läiwe pogge bi’n hals. Do fong de pogge an, täo schräien un räip: »Heb eck et nich esegt!

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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_076.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)