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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

Karten gespielt; der Soldat spielte aber so unglücklich, daß er all sein Geld verlor, was er mitgebracht hatte. Den andern Abend ließ ihn die zweite Prinzessin einladen; da erging es ihm auch so unglücklich beim Spiele, daß er wieder sein mitgenommenes Geld verspielte, und das war sein letztes. Den dritten Abend wurde er zu der jüngsten und schönsten Prinzessin eingeladen, und weil er da für sein Leben gern hinging, sein Geld aber zu Ende war, so verkaufte er Wagen und Pferde und bekam eine hübsche Summe dafür. Damit ging er zu der Prinzessin. Nach dem Essen wurde wieder Karten gespielt, und wieder verlor der Soldat alles Geld, das er mitgebracht hatte. Nun war er so arm, wie er gewesen war, da er seinen Abschied kriegte und bettelnd durch die Welt zog.

Ganz mißmuthig und zerzweifelt ging er in seinen Gasthof zurück und legte sich zu Bett. Er konnte kein Auge zuthun und wälzte sich voll Unruhe von einer Seite auf die andere. Endlich, weil ers im Bette gar nicht aushalten konnte, stand er auf und ging im Zimmer auf und ab. Da fiel ihm mit einem Male die Pfeife und das Feuerzeug ein, das er mit aus dem verwünschten Schlosse gebracht hatte, und weil ihm seine trüben Gedanken gar keine Ruhe ließen, so dachte er zu seiner Zerstreuung eine Pfeife zu rauchen, nahm das Feuerzeug und pinkte, daß die Funken flogen. So wie er aber den ersten Schlag that, stand plötzlich ein allmächtig großer Riese vor ihm, der war einer von den dreien, die in dem verwünschten Schlosse das Geld bewachten. »Was befiehlt der Herr?« fragte der Riese. »Bringe mir einen Sack voll Geld!« sprach der Soldat. Kaum hatte er das Wort gesagt, so war der Riese auch schon wieder fort, und kam bald zurück und schleppte einen großen Maltersack voll Geld herein. »So!« sprach der Soldat; »nun hole mir auch die jüngste Prinzessin her.« Der Riese lief fort und brachte die Prinzessin mit sammt der Bettstelle. Nachdem nun der Soldat die Prinzessin tüchtig abgeküßt hatte, mußte sie der Riese wieder forttragen.

Den andern Morgen sprach die Prinzessin zu ihrer Mutter: »Ach liebe Mutter, diese Nacht wars mir doch gerade, als hätte mich ein Riese mit der Bettstelle zu einem schönen Prinzen getragen und der hätte mich geküßt.« »Liebes Kind«, sprach die Mutter, »das sind Träume, denke nicht mehr daran.«

In der folgenden Nacht nahm der Soldat wieder sein Feuerzeug und schlug Feuer. Sogleich erschien der Riese und fragte: »Was befiehlt der Herr?« »Hole mir die Prinzessin her«, sprach der Soldat. Der Riese lief fort und brachte sie mit sammt der Bettstelle. Nachdem nun der Soldat die schöne Prinzessin wieder tüchtig abgeküßt hatte, mußte sie der Riese wieder forttragen.

Den andern Morgen sprach die Prinzessin zu ihrer Mutter: »Ach liebe Mutter, diese Nacht war mir’s doch grade so wieder wie vorige Nacht; ein Riese trug mich zu dem schönen Prinzen und der hat mich geküßt.« »Liebes Kind«, sprach die Mutter, »das sind Träume; denke nicht mehr daran.« Es

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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_080.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)