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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

freiden nam häi se nu vär sick up sin pärd un reet dermee na sinen slosse hentäo, un ans säi bi den raben värbi käimen, do släog däi mit den fittken un nickköppe un räip:

»dat is de rechte, dat is de rechte!«

»Ja, min vuogel! dat is de rechte un schall’t ok blîben nu un alle tît!« säe de prinz un reet mit sînen läiwen Aschenpüeling up sîn sloss un häilt hochtit mit ör, de dure acht dage lang.


38. Friedrich Goldhaar.

Vor dieser Zeit ist mal ein armer Mann gewesen, der hatte einen einzigen Sohn mit Namen Friedrich; und es begab sich, als er grade sechzehn Jahre alt war, daß an dem nämlichen Tage ein Wagen mit vier Hengsten bespannt vor des Mannes Thüre hielt, da stieg ein vornehmer Herr heraus, trat ein und fragte den armen Mann, ob er ihm nicht einen Knecht wüßte, der Friedrich hieße und grade sechzehn Jahre alt wäre. »Da kommt Ihr eben in das rechte Haus,« sagte der Mann, »mein Sohn Friedrich hat heute seinen sechzehnten Geburtstag.« Sprach der Fremde: »So will ich ihn, wenn es Euch recht ist, in meine Dienste nehmen und will Euch im voraus den Lohn bezahlen, aber nur unter der Bedingung kann er mein Knecht sein, daß er sieben volle Jahre aushält und in den sieben Jahren niemals zu Hause geht.« Damit war der Mann zufrieden; der Fremde warf einen schweren Beutel mit Geld auf den Tisch, nahm seinen Knecht Friedrich mit in seinen Wagen und fort gings wie der Wind, daß den vier Hengsten die Mähnen sausten. Eine Stunde mochten sie wohl gefahren sein, da ließ der Herr den Wagen halten und sprach: »Friedrich, sieh mal hinaus!« »Ja Herr!« »Friedrich, was siehst du?« »Ach Herr«, sprach Friedrich, »ich sehe ein schönes Schloß, das liegt nicht weit von hier.« Sprach der Herr: »Hier hast du meine Uhr, Friedrich, die ist grade zehn; nun geh, derweil ich auf dich warte, nach dem Schlosse, da wirst du gut bewirthet werden, aber Punkt elf, nicht früher und nicht später, gehst du wieder fort, und was man dir dann giebt, das bringe mit.« »Gut, Herr!« sprach Friedrich und ging in das Schloß; da waren viele Diener, die trugen gutes Essen auf und luden den Friedrich zum Sitzen ein. Der ließ sich auch nicht lange nöthigen, aß und trank nach Herzenslust und nachdem, da es ihm bald Zeit dünkte, sah er nach der Uhr, und weil es nahe vor elfe war, so brach er auf zum Weitergehen. Da wurde ihm ein Hammelbraten gereicht, den nahm er mit, wie ihm sein Herr befohlen hatte. Als er nun wieder an den Wagen kam, fragte der Herr: »Nun, Friedrich, was bringst du mit?« »O Herr, sie haben mir einen Hammelbraten gegeben!« »Schön! Friedrich,« sprach der Herr, »lege ihn nur hinten in den Kutschkasten, wir werden ihn heute wohl noch nöthig haben.« Friedrich that, wie ihm geheißen

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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_096.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)