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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

war. Dann stieg er wieder zu seinem Herrn in den Wagen, und fort gings wie der Wind, daß den vier Hengsten die Mähnen sausten.

So mochten sie wohl eine Stunde gefahren sein, da ließ der Herr den Wagen halten und sprach: »Friedrich! Sieh mal hinaus!« »Ja Herr!« »Was siehst du, Friedrich?« »O Herr, ich sehe nicht weit von hier ein Schloß, das ist noch viel schöner als das erste war.« Sprach der Herr: »Hier hast du meine Uhr, Friedrich, die ist gerade zwölf; nun geh, derweil ich auf dich warte, in das Schloß, da wirst du noch besser bewirthet werden als das erste Mal; aber Punkt eins, nicht früher und nicht später, gehst du wieder fort, und was man dir dann giebt, das bringe mit!« »Gut, Herr!« sprach Friedrich und ging in das Schloß; da waren noch viel mehr Diener als in dem ersten Schloß; die trugen Speisen und Weine auf von allen Sorten und luden den Friedrich zum Sitzen ein. Er ließ sich auch nicht lange nöthigen, aß und trank nach Herzenslust und als die Uhr nahe vor eins war, rüstete er sich zum Weitergehen. Da wurde ihm ein Gänsebraten gereicht, den nahm er mit, wie ihm sein Herr befohlen hatte. Als er nun wieder zurück an den Wagen kam, so fragte der Herr: »Nun, Friedrich, was bringst du mit?« »O Herr, sie haben mir diesmal einen Gänsebraten gegeben!« »Schön! Friedrich; lege ihn nur hinten in den Kutschkasten, wir werden ihn wohl heute noch gebrauchen können.« Friedrich that, wie ihm geheißen war; dann stieg er wieder zu seinem Herrn in den Wagen, und fort gings wie der Wind, daß den vier Hengsten die Mähnen sausten.

Eine Stunde wohl mochten sie so gefahren sein, da ließ der Herr den Wagen zum dritten Male halten und sprach: »Friedrich! Sieh mal hinaus!« »Ja Herr!« »Friedrich, was siehst du nun?« »O, Herr! Nun sehe ich nicht weit von hier ein Schloß, das ist so schön, wie ich in meinem ganzen Leben noch keins gesehen habe.« Sprach der Herr: »Hier, Friedrich, hast du meine Uhr, die ist grade Zwei; nun geh, derweil ich auf dich warte, in das Schloß, da wird man dich bewirthen, wie noch nie; aber Punkt drei Uhr, nicht früher und nicht später, gehst du wieder fort und was man dir dann giebt, das bringe mit.« »Gut, Herr!« sprach Friedrich und ging in das Schloß; da war ein Leben und Gewühl von Dienern, nicht anders wie an eines Königs Hofe, die trugen die köstlichsten Speisen und Weine auf und luden den Friedrich zum Sitzen ein. Er ließ sich auch nicht lange nöthigen, aß und trank nach Herzenslust und als die Uhr nahe vor drei war, rüstete er sich zum Weitergehen. Da wurde ihm ein Schweinsbraten gereicht, den nahm er mit, wie ihm sein Herr befohlen hatte. Als er nun wieder zurück an den Wagen kam, so fragte der Herr: »Nun, Friedrich, was bringst du diesmal mit?« »O, Herr; sie haben mir einen Schweinsbraten gegeben.« »Schön, Friedrich; lege ihn nur hinten in den Kutschkasten; wir werden ihn wohl heute noch gebrauchen können.« Friedrich that, wie ihm geheißen war; dann

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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_097.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)