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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

Es gilt auch sonst: Wenn einem ein verdächtiger Trunk angeboten wird, so muß man, ehe man trinkt, drei Tropfen auf die Erde gießen; dann bleibt der Zauber ohne Wirkung.


7.

Bei Lahde (an der Weser) geht ein grüner Jäger um, mit einem dreieckigen Hut und hat auf jedem Timpen ein Licht. Ein Schuster, der sich vor nichts fürchtet, kommt in einer dunklen Nacht über Feld und stößt auf einen Pflug, hinter dem etwas liegt. »Wän hat de düwel denn dar?« sagt der Schuster; da steht der grüne Jäger vor ihm und geht immer dicht neben dem Schuster her. Wenn er ihm gar zu nahe an den Ellenbogen kommt, so sagt der Schuster barsch: »No!« Dann geht der Grüne weg, drückt sich aber gleich wieder heran. »No!« sagt der Schuster wieder, und zuletzt hängt ihm an jedem Haar ein Schweißtropfen. Als endlich der Tag graut, ist der Spuk verschwunden. Der Schuster aber ist ganz irre gegangen und zuletzt in den Tannen bei Windheim vor Müdigkeit niedergesunken. Da haben ihn am Morgen die Leute gefunden. Er hat nicht wieder gelacht und war nach wenigen Tagen todt. (Diese Geschichte ist vor etwa 16 Jahren passirt. Den Sonntag darauf hat der Pastor davon auf der Kanzel gepredigt und gesagt, die Menschen hätten in diesem Leben mit allerlei bösen Geistern zu kämpfen.)


8.

Eine Frau wollte noch spät am Abend nach ihrem Dorfe zurück, und, weil es dunkel war, so folgte sie einem Flämmchen nach, welches sie für ein Laternenlicht hielt. Aber bald sah sie zu ihrem Schrecken, daß sie in einen Sumpf gerieth und dicht bei dem verrufenen Tannengebüsch war, wo sich vor Jahren Einer erschossen hatte. Das Flämmchen war verschwunden, und plötzlich fielen in den Tannen drei Schüsse, und dicht vor ihr fuhr mit lautem Gelächter ein Feuerklumpen in die Höhe, so groß wie ein eiserner Kochtopf. Mit großer Mühe erreichte die Frau das Dorf, als es schon heller Tag war.


9.

In Lahde starb ein Mann, der konnte im Grabe keine Ruhe finden. Des Nachts kam er wieder und leuchtete mit dem Krüsel in der Stube an der Brandmauer herum und ging dann still wieder weg. Weil nun die Leute im Hause gar nicht wußten, was ihm auf dem Herzen lag, sich auch fürchteten, ihn zur Rede zu stellen, so gingen sie zum Pastor und baten ihn, in der Stube eine Nacht zu wachen und den Geist anzusprechen. Spät am Abend kam der Pastor an, setzte sich dem Ofen gegenüber an einen Tisch, legte seine Bücher vor sich hin und zündete drei Lichter an. Die Leute gingen zu Bett. Da nun die Uhr an der Wand zwölfe schlug, trat der Geist herein,

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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_117.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)