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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

das Frühstück hinbringen. Sie kommt zu den Wiesen; da sieht sie hinter einem Hagen einen schlafenden Jäger liegen und seine Hunde schlafen auch; sie haben ihre Köpfe alle nach dem Jäger hingekehrt, als ob sie an ihm sögen. Die Frau läuft hin und sagt es den Mähern. Als die kommen, geht es: »Jiff, jaff! Jiff, jaff!« da zieht er hin. – Es war Hackelberg gewesen, der zog da weg »über Hagen und Bäume«.


15.

Der alte Apotheker B. in Wiedensahl kam nach seinem Tode wieder und trieb es in seinem Hause gar arg; das wurde den Leuten endlich zu schlimm, und sie gingen nach Stolzenau und holten die Paters. Die beteten den unruhigen Geist in einen Kessel hinein; der wurde auf einen Wagen gebracht und die Paters setzten sich dabei. Der Knecht aber, der den Wagen fuhr, sah sich um, da wurde der Geist wieder frei. Er warf dem Pater vor, daß er selber Sünde gethan und sich eine Frau gewünscht hätte; der sagte, die Sünde hätte er schon vollständig wieder abgebetet. Nach vielem Beten wurde der Geist wieder in den Kessel und auf den Wagen gebracht. Die Pferde mußten furchtbar schwitzen und mit aller Kraft ziehen, je näher sie dem Darlater Holze[1] kamen, wo sie den Geist hinbringen wollten. Da ließen sie ihn, und jedes Jahr mußte dem Geiste dafür ein Bund Stroh geliefert werden, daß er nicht wieder käme. Der Knecht, der den Wagen gefahren hatte, wurde bald nachher krank und mußte von den Nachkommen des Apothekers B. bis an sein Lebensende ernährt werden. –

Einst waren Leute im Darlater Holze beschäftigt. Sie setzten sich zum Frühstück unter einen Baum. Der eine rief: »Apotheker B. kumm un ett mehe, wenn du wutt?« Da kommt ein gewaltiges Rauschen ohne jeden Wind; der Baum wurde mit der Wurzel ausgehoben und hätte die Leute alle erschlagen, wenn sie nicht eilig gelaufen wären.


16.

In Stadthagen ist in einem Hause ein unausstehlicher Spuk durch einen unruhigen Geist. Der wird zum Steinhuder Meere weggefahren, wobei sich niemand umsehen darf. Dem Geiste wird eine Fülle (Wasserkelle) ohne Boden mitgegeben; er darf nicht eher wieder kommen als bis er damit das Meer ausgeschöpft hat. Als die Leute, die ihn hingebracht haben, sich auf dem Rückwege umsehen, ist das Schilf am Ufer ganz im Feuer.


17.

In Heimsen (an der Weser) kommt ein verstorbener Bauer des Nachts


  1. Darlater Holz: Wald jenseits der Ils, eines kleinen Baches bei Wiedensahl. W. B.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_120.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)