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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

wieder und pflügt seinen Acker. Ein Verwandter sieht ihn dabei, will ihm ausweichen, kann’s aber nicht mehr. Der Verstorbene bittet, daß er ihn erlöse; das kann er, wenn er in der folgenden Nacht[1] mit seinen Pferden ihm pflügen hilft. Der Pastor, dem er das erzählt, warnt ihn vor dem Geist; er aber geht doch hin, und am andern Morgen finden sie den Mann und die Pferde todt an dem Acker liegen. Der Geist jedoch ist erlöst.


18.

Eine Frau kommt jede Nacht wieder und reitet die Pferde und plagt sie gewaltig. Dem Pater, der gerufen wird, wirft sie vor, daß er selbst Sünde gethan hätte; er hätte eine Roggenähre mit der Beinspange an seiner Hose abgerissen. Der Pater antwortet: die hätte er bezahlt; er hätte einen Sechser an die Stelle gelegt. – Nun wird der Geist auf einen Wagen gebetet und es wird ihm mitgegeben: ein alter Kessel mit einem Loch, ein Eimer ohne Boden zum Schöpfen und ein hölzernes Beil. Die Frau darf nicht eher wieder kommen, als bis sie mit dem Eimer den Kessel voll Wasser gefüllt und mit der hölzernen Barte das Holz beim Ellernbruche (bei Wiedensahl) abgehauen hat.

Später kommt einmal ein Mann da vorbei; er findet den Kessel und nimmt ihn mit. Der Geist würde ihn schon da gefaßt und umgebracht haben, wenn er nicht ein Gewisses bei sich getragen hätte, was er bei sich trug. Zu Hause wurde er aber doch so lange böse geplagt, bis er den Kessel wieder an Ort und Stelle brachte, wo er ihn gefunden hatte. Der Mann vermaß sich nachher, er wollte nie wieder einen alten Kessel mitnehmen, wo er ihn fände.


19.

Eine Magd giebt den Armen im Dorfe Milch. Die Frau schilt darüber. Als sie gestorben ist, wird die Sau im Stalle nackt und mager, kann zuletzt nicht mehr aufstehen und steckt die Nase immer in den Mist. Sie passen auf, wie das zugeht, und Nachts kommt die Frau und reitet die Sau. Sie kann erlöst werden, wenn die Armen ihr ein »Gott lohn’s!« schenken; das soll die Magd ihr verschaffen und ihr die Hand darauf geben. Die Magd thut es, wickelt aber vorsichtig ihre Schürze um die Hand; die Schürze verbrennt zu Usel, als die Todte sie anfaßt.


20.

Es war mal ein altes Weib, das ging oft in die Kirche und sang auch im Hause immer fromme Lieder. Die Magd bemerkte aber, daß sie immer so viel Butter und auch allerlei Essen kriegte, ohne daß das Mädchen wußte, wo das alles herkam. Sie ging darum an’s Gericht und zeigte es an. Als


  1. Nach einer anderen Erzählung: am Festtagmorgen vor Sonnenaufgang.
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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_121.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)