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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

Es war ein wackres Mägdelein
Dazu aus fremdem Land,
Sie lief in aller Eilen
Des Tags wohl zehen Meilen
Bis zu dem Grafen hin.

Gott grüß Euch, edler Herre mein,
Ich wünsch Euch guten Tag.
Ach, wollt Ihr mein gedenken,
Den Gefangenen mir schenken,
Ja schenken zu der Ehr.

Ach nein, mein liebes Mägdelein,
Das kann und mag nicht sein.
Der Gefangene und der muß sterben,
Gotts Gnad muß er ererben,
Wie er verdienet hat.

Das Mädel drehet sich herum
Und weinte bitterlich.
Sie lief in aller Eilen
Des Tags wohl zwanzig Meilen
Bis zu dem tiefen Thurm.

Gott grüß Euch, ihr Gefangenen mein,
Ich wünsch Euch guten Tag!
Ich hab für Euch gebeten,
Ich kann Euch nicht erretten,
Es hilft nicht Gut noch Geld.

Was hat sie unter ihrem Schürzelein?
Ein Hemdlein, war schneeweiß.
Das nimm, du Allerliebster mein,
Es soll von mir dein Brauthemd sein,
Darin lieg du im Tode.

Was zog er von dem Finger sein?
Ein Ringlein, war von Gold.
Das nimm, du Hübsche, du Feine,
Du Allerliebste meine,
Das soll dein Trauring sein.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_146.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)