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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

Die Preußennoth ist groß.
Bei uns in Zeit des Herbstes
Ist der Deuwel los!«


21.

Der wohlbekannten
Herzlieb genannten,
Schön und fein,
Zart und rein,
Der Wohlgestalten und Frommen
Soll dieser Brief zu Ehren kommen.
Und wenn es dir geht glücklich und wohl,
So ist mein Herz aller Freuden voll
Und nimmt sich die Feder, Tint und Papier
Und schreibt nach meines Herzens Begier
Und schreibt ein kleines Briefelein
Zu der Herzallerliebsten mein.
Und schreibt mir einen freundlichen Gruß
Vom Haupte an bis an den Fuß.
Du liegst mir in meinem Herzen begraben,
Geschrieben mit sechs goldenen Buchstaben.
Die erste heißt Lieb,
Die zweite zart,
Die dritte, die mich geboren.
Die vierte, die war silberschön,
Ach könnte ich dich täglich sehn.
Die fünfte, die war hübsch und fein,
Ach könnt ich immer bei dir sein.
Die sechste, die war von Sammt und Seiden,
Die müssen andere Junggesellen meiden,
Und mein Herzallerliebster bleiben.
Dann wünsche ich dir so viel Glück,
So mancher Stern am Himmel blinkt,
So viel als Korn wird eingesät,
So viel als Gras wird abgemäht,
Und so lang sollst du meine bleiben,
Bis ein Löwe in Kasten fliegt,
Bis eine Mücke ein Fuder Wein wegzieht,
Bis ein Licht die Sonne anzündt,
Bis ein Mühlstein schwimmt über den Rhein,
So lang sollst du meine Liebste sein.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_159.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)