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Geschwindigkeit derselben sich vermindert, ihr Ton also tiefer wird. Wird nun eine Zunge durch Anblasen in Schwingung versetzt, so


längst bekannte Vorrichtung zur Sprache. So findet man z. B. schon im Jahrgang 1811 der Leipziger Musik. Zeitung, S. 153 u. ff. eine Ankündigung des Mechanikus Strohmann in Frankenhausen, welcher die Erfindung selbst zwar als schon lange vor ihm dagewesen anerkennt, sich aber das Verdienst beimisst, dieselben nicht für einige Stimmen allein, sondern auch für die tiefsten und die höchsten Töne gleich anwendbar gemacht zu haben. Er äussert dies Letztere sehr bescheiden, und sogar nur zweifelhaft; worauf er denn in Nr. 25 der Mus. Ztg. von 1811 vom Orgelbauer Uthe in Wien, und dann im Jahrgang 1813, S. 115, auch von dem obengenannten Herrn Sauer, belehrt wird, dass diese Register schon, wie vorerwähnt, in den Jahren 1796 bis 1807, in eben solchem Umfang ausgeführt gewesen.

Nach diesem allen (selbst nach französischen Berichten erst im Jahr 1812,) benutzte Herr Grenié in Paris eben solche Rohrwerke zu seinem sogenannten Orgue expressif, jedoch ohne vorerst auch nur den Versuch eines, in Teutschland schon 20 Jahre früher ausgeführt gewesenen, 16füssigen Registers dieser Art zu wagen. — Er war aber glücklich genug, einen ausgezeichneten Physiker, Herrn Biot, seinen Landsmann, treuherzig glauben zu machen, die Sache sei bis jetzt auch ausserhalb Frankreich unbekannt gewesen, und Biot, Membre de l’académie des Sciences, des Sociétés royales de Londres, d’Edimbourg, des Antiquaires d’Ecosse, de la société Philomatique des Académiciens de Turin, de Munich et de Wilna, sei es nun entweder aus einer nationellen Eigenthümlichkeit, welche alles, was Nichtfranzosen gethan, so gern als gar nicht geschehen betrachtet, — sei es aus wirklicher Unkunde, — stellt in seinem Traité de Physique v. J. 1816 T. 2, p. 171, so wie auch in s. Précis élémentaire de Physique von 1817, im Capitel: Des Instrumens à vent, Unterabtheilung Des Instrumens à Anches, seinen Lesern den Mr. Grenié, habile Amateur de musique, als den Erfinder der freischwingenden Zungen vor, welcher »par une modification aussi simple qu’ingénieuse est parvenu à leur ôter tous ces défauts, et à leur donner en échange des qualités qu’elles n’avoient pas«, (T. I. Pag. 386.)
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Wilhelm Weber: Compensation der Orgelpfeifen. B. Schott’s Söhne, Mainz, Paris, Antwerpen 1829, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Caecilia206-229.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)