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Es wird diesemnach eine Zungenpfeife, deren Röhre sehr kurz ist, deren Tonhöhe sich also ganz nach der Willkür der das Uebergewicht behauptenden Zunge richtet, bei stärkerem Anblasen tiefer, bei schwächerm Blasen aber höher


erhöht — dies alles haben wir kaum einmal zu erwähnen, vielweniger die ausländische Anmasung zu rügen für gut gefunden. — Gut mag es indessen doch sein, vorstehende Notizen hier niederzulegen. —

Uebrigens stehen Mr. Grenié’s Rohrwerke in einem andern Punkte auch noch weit zurück; denn er begnügt sich, die alte, höchst mangelhafte Einrichtung der sogenannten Stimmkrücken durch grössere Stärke des Drahtes einigermasen zu verbessern, indess man in Teutschland schon längst gelernt hat, solcher Krücken ganz zu entbehren, und dafür die Zungen mittels Stellschrauben unverrückt zu halten. —

Es wird übrigens aus der nachstehenden Abhandlung des Hrn. Prof. Weber mit mathematischer Gewissheit hervorgehen, dass freischwingende Zungen-Pfeifen keineswegs ohne weiters unbedingt unwandelbar bei Verstärkung oder Schwächung des Windes sind, sondern nur in sofern, als sie nach denenjenigen Gesetzen construirt und compensirt sind, welche Hr. Weber nunmehr entdeckt und in mathematische Formeln gebracht hat; und dass also dasjenige was man von der französischen Crescendo-Orgel gerühmt hat, mathematisch unmöglich ganz wahr sein kann.

Schliesslich muss ich noch anmerken, dass, gleich nachdem der lobpreisende Artikel des Mr. Perne in der Leipz. allgem. mus. Zeitung Nr. 9. u. 10. v. 1821 abgedruckt erschienen war, ich die obige historische Zusammenstellung, deren Data grossentheils aus früheren Jahrgängen eben dieser Zeitung geschöpft sind, wörtlich so wie ich sie vorstehend gegeben, an die verehrliche Redaction jener Zeitung zur Bekanntmachung eingesendet hatte, die verehrliche Redaction aber, wahrscheinlich um Sich nicht mit dem gelieferten Perne’schen Berichte in Widerspruch zu setzen, die Annahme meines Artikels ablehnte, kurze Zeit darauf aber (in Nr. 10 v. 1823, S. 149) dieselben Notizen, mit einigen Zusätzen des rühmlichst bekannten Herrn Wilke, ihren Lesern doch nicht vorenthielt.
GW.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Weber: Compensation der Orgelpfeifen. B. Schott’s Söhne, Mainz, Paris, Antwerpen 1829, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Caecilia206-229.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)