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	Carl Gottfried Neumann: Die elektrischen Kräfte

Nimmt man statt des Elementes $J{\mathsf {D}}s$ ein Stromsegment $(J,ac)$ von endlicher Länge, welches ebenfalls um die gegebene Axe in Rotation begriffen ist, so erhält man aus (70. $\alpha ,\beta$) durch Integration die analogen Formeln:

(71.$\alpha$)

$dT_{ac}^{K}=+AJ{\mathsf {M}}\left(\cos \vartheta ^{(c)}-\cos \vartheta ^{(\alpha )}\right)d\varphi ,$

(71.$\beta$)

$dT_{K}^{ac}=-AJ{\mathsf {M}}\left(\cos \vartheta ^{(c)}-\cos \vartheta ^{(\alpha )}\right)d\varphi ',$

wo $\vartheta ^{(\alpha )}$ und $\vartheta ^{(c)}$ die Winkel der Strahlen ${\mathsf {M}}a$ und ${\mathsf {M}}c$ gegen die Drehungsaxe vorstellen.

Um die hier entwickelte Theorie, welche bekanntlich schon Ampère gegeben hat, experimentell zu verfolgen, bedient man sich gewisser Apparate^[1], bei denen entweder $K$ oder $ac$ in fester Aufstellung sich befindet. Im erstern Fall entsteht alsdann, in Folge der elektrodynamischen Kräfte, eine rotirende Bewegung von $ac$, im letztern eine im entgegengesetzten Sinn rotirende Bewegung des Körpers $K$.

Bemerkung. — Aus (71.$\alpha ,\beta$) folgt durch Addition:

(72.)

$dT_{ac}^{K}+dT_{K}^{ac}=AJ{\mathsf {M}}\left(\cos \vartheta ^{(c)}-\cos \vartheta ^{(\alpha )}\right)\left(d\varphi -d\varphi '\right),$

wo $d\varphi -d\varphi '$ den relativen Drehungswinkel vorstellt, d. i. denjenigen Winkel, um welchen das Segment $ac$ dem Körper $K$ während der Zeit $dt$ voraneilt. Mit Hilfe dieser Formel (72.) kann nun, unter Anwendung eines früher gefundenen Satzes (pag. 235), sofort auch die Summe derjenigen elektromotorischen Kräfte angegeben werden, welche der Körper $K$ während der Zeit $dt$ im Segmente $ac$ hervorbringt. Denn das vom Körper $K$ beherbergte Solenoid ist nichts Anderes als ein System constanter elektrischer Ströme; so dass also der Anwendung des citirten Satzes (pag. 235) kein Hinderniss entgegensteht. Man gelangt in solcher Weise zur Erklärung der sogenannten unipolaren Induction^[2].

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diese Oeffnung hat die Gestalt eines kleinen Parallelogramms, dessen Basis durch $\sin \varphi \cdot d\varphi$, und dessen Höhe durch ${\mathsf {D}}\vartheta$ repräsentirt ist.
Das Vorzeichen $\pm$ in dieser letzten Formel näher bestimmen zu wollen, würde unnöthige Mühe sein. Denn wir werden später [vgl. (7.$\alpha$), pag. 272.] auf anderem Wege zu allgemeineren Formeln gelangen, die auch dem Vorzeichen nach völlig bestimmt sind.

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1. Auf derartige Apparate ist bereits früher (bei Besprechung der Helmholtz’schen Theorie, pag. 78) hingewiesen worden. Man findet die Beschreibung dieser Apparate in Wüllner’s Experimentalphysik, Leipzig 1865, Bd. II, pag. 1125 und 1129.
2. Vergl. Wüllner’s Experimentalphysik. Leipzig. 1866. Bd. II, pag. 1262.

Empfohlene Zitierweise:
Carl Gottfried Neumann: Die elektrischen Kräfte. B. G. Teubner, Leipzig 1873, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Carl_Gottfried_Neumann_-_Die_elektrischen_Kr%C3%A4fte_284.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)