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Die Kirche des ehemaligen Cistercienser Nonnenklosters Porta coeli. 257


Corvinus und späterhin unter der Regierung König Wladislaw’s fortgesetzt; der letztere verlieh sogar erblich den Pernsteinen viele Stiftspfründen und im Jahre 1509 die Schirmvogtei über das Kloster.

Doch besserten sich die Vermögensverhältnisse gegen den Schluss des 15. Jahrh. wieder bedeutend, zumal durch einige Ordensschwestern, welche ihr Vermögen dem Stifte darbrachten. Zahlreiche im Kloster Tišnow in böhmischer Sprache ausgestellte Urkunden berichten von den Übergriffen der Pernsteine als Schirmherren des Stiftes, wie auch von Käufen und Verkäufen einzelner Besitzungen und von Tauschverträgen, die im Verlaufe des 16. Jahrhunderts stattgefunden hatten. Der religiöse Zwiespalt, dem zu jener Zeit Böhmen mit seinen Kronländern preisgegeben war, übte seinen unheilvollen Einfluss auch auf die Bewohnerinnen der Klosterzellen der Porta coeli. Den ersten Impuls zur Lockerung der strengen Kirchenzucht daselbst mochte wohl der akatholische Pfarrer der nahen Stadt Tišnowic um das Jahr 1560 gegeben haben. Einige Jahre später erhoben sich gegen die Äbtissin Klagen, welche den Olmüzer Bischof veranlassten, dieselbe mit der Absetzung zu bedrohen. Welche Ergebnisse die eingeleitete kirchliche Untersuchung zur Folge hatte, ist nicht bekannt, sicher ist es aber, dass im Jahre 1572 die Äbtissin Elisabeth Březanská von Paitzelsdorf sich weigerte, den picarditischen Pfarrer von Tišnowic dem Bischofe auszuliefern, und dass auch die beiden nächsten Nachfolgerinnen derselben den bischöflichen Anordnungen wenig entsprachen. Die Specialgeschichte dieses Klosters wirft überhaupt sehr düstere Streiflichter auf die kirchlichen Zustände der böhmischen Kronländer im 16. Jahrh. Der Geist des Widerspruches und der Missachtung der kirchlichen Gesetze, der damals einen grossen Theil der bürgerlichen Gesellschaft beherrschte, drang auch in die sonst friedlichen Mauern eines Frauenklosters, das doch auf der Grundfeste gottesfürchtiger Demuth und Willensverläugnung gegründet war. Gegen den Willen des Bischofs Stanislaw Pawlowsky wurde eine Äbtissin gewählt, welche nicht blos die früheren in die Klosterzucht eingerissenen Unordnungen bestehen liess, sondern auch die im Jahre 1597 durch den Abt von Welehrad vorzunehmende Visitation des Klosters verhinderte. Als man aber eine aus geistlichen und weltlichen Gliedern gebildete Commission zur Untersuchung der im Kloster eingerissenen Missbräuche angeordnet, suchte die widerspenstige Äbtissin die ihr drohende Gefahr dadurch von sich abzuwenden, dass sie aus Böhmen den Abt von Königsaal (Zbraslaw) herbeirief und denselben bewog, die von ihr gethanen Übergriffe zu billigen. Der in seinem Rechte als Pater abbas und Visitator gekränkte Abt von Welehrad wendete sich nun mit seiner Beschwerde an den Kaiser, worauf die Äbtissin Agnes Kutinská von Kutna im Jahre 1599 abgesetzt und in ein Kloster nach Schlesien abgeführt ward, wo sie auch ihre Lebenstage schloss.

Man kann allerdings vermuthen, dass die Äbtissinnen des Tišnowicer Stiftes durch die Lockerung der Klosterdisciplin und durch den Schutz, welchen sie den protestantischen Pfarrern von Tišnowic angedeihen liessen, sich die Gunst der damals im Lande herrschenden akatholischen Partei, welcher der Bischof und das Domcapitel zu Olmütz entschlossenen Widerstand leistete, zu gewinnen und das harte Schicksal, welches das Kloster bedrohte, abzuwenden vermeinten. Aber ihre auf das Opfer der Pflichtverletzung gegründete Hoffnung scheiterte an der gewaltsamen Consequenz, mit der die Gegner des Katholicismus ihre Pläne ausführten. Die akatholischen Empörer hoben im Jahre 1619 das Cistercienserstift Porta coeli auf und zwangen die Nonnen hinter den festen Mauern der Burg Pernstein ihre Zuflucht