Seite:Central-Commission Jahrbuch 03 Die Kirche des ehem. cisterzienser Nonnenkloster Porta Coeli zu Tisnowic.pdf/009

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258 J. E. Wocel.


zu suchen; die Klostergebäude wurden verwüstet und die Güter desselben eine Beute der Empörer. Als sich nach der Schlacht am Weissenberge die Nonnen in den verödeten Räumen ihres Stiftes im Jahre 1625 wieder gesammelt, war ihre Anzahl so herabgeschmolzen, dass blos zehn Votantinnen die Wahl der neuen Äbtissin, der trefflichen und energischen Anna Skrimirská von Pilsenburg vornehmen konnten.

Unter dem Schutze der im Lande wieder hergestellten Suprematie der katholischen Kirche wurden nach und nach die moralischen und materiellen Verhältnisse des Klosters geordnet und die Äbtissin befand sich bald in der günstigen Lage, eine Renovirung der verwüsteten Stiftsgebäude vornehmen zu können. Die Inschrifttafel vom Jahre 1650, welche in der Schilderung der Klosterkirche erwähnt werden soll, berichtet, dass Anna Skrimirská den grösseren Theil des Klosters und die Kirche habe renoviren lassen (potiorem claustri partem templumque ipsum renovavit). Aus der handschriftlichen vom Propste Lucius Rutt verfassten Chronik dieses Stiftes erhellt, dass diese Äbtissin bereits im Jahre 1633 die Conventskirche habe neu eindecken lassen, wobei derselbe Verfasser erwähnt, dass die würdige Frau im selben Jahre am 1. Juni von einigen ihrer Unterthanen, welche die Klostermauer überstiegen, überfallen und beraubt worden sei; sie selbst habe sich aber durch einen Sprung aus dem Fenster gerettet und die Räuber, durch den der Äbtissin geraubten Siegelring verrathen, seien bald darauf entdeckt und gefangen worden.

Noch ehe aber die Restaurirung der Stiftsgebäude vollendet war, brach ein neues furchtbares Unglück über das Kloster herein. Nach der verhängnissvollen Schlacht bei Schweidnitz waren die Schweden in Mähren eingedrungen; Streifschaaren derselben verwüsteten das Land weit und breit, und eine solche Schaar überfiel auch am 17. Juli 1642 das Kloster Tišnowic. Die meisten Nonnen hatten sich aber vor der drohenden Gefahr theils nach Znaim, theils auf die Burg Pernstein, die historische Zufluchtsstätte der Klosterbewohner im östlichen Theile Mährens, geflüchtet; dahin hatte auch die Äbtissin Anna die Kleinodien und Handfesten ihres Stiftes gerettet. Die zu Tišnowic zurückgebliebenen Nonnen wurden von den schwedischen Freibeutern arg gemisshandelt, der Prior des Klosters Arnold Weisskopp ward von denselben erschossen und das Stift geplündert und verwüstet. – Die gräuelvollen Stürme des Schwedenkrieges zogen endlich vorüber, die Abtei Porta coeli erholte sich nach und nach von dem Schrecken der Verwüstung und gelangte, von äusseren Verhältnissen begünstiget, zu hoher Blüthe des Wohlstandes, so dass die Äbtissin Beatrix Sázawská in der Lage sich befand, das Conventsgebäude beinahe vollständig umzubauen. Doch war blos ein Theil des beabsichtigten Umbaues ausgeführt, als im Jahre 1741 das preussische Kriegsheer in Mähren feindlich eindrang. Noch verderblicher als die Schweden hausten die Söldner des grossen Königs zu Tišnowic. Sie drohten das Stift niederzubrennen, wenn ihnen die Äbtissin nicht die Summe von 100,000 Gulden auszahlen würde. Da nun diese Brandschatzung nicht zusammengebracht werden konnte, wurde das Kloster und die Kirche geplündert, das Vieh aus den Stallungen fortgetrieben und das Dorf Parfuss sammt der Klostermühle, Schmiede und dem Meierhofe in Asche gelegt. Die Äbtissin ward aus ihrer Wohnung bis an die Klosterpforte gewaltsam geschleppt, der Propst Lucius Rutt aber nebst dem Caplan und dem Rentmeister des Stiftes wurden von den Soldaten nach Olmütz und sodann nach Neusse abgeführt, wo sie erst nach dem geschlossenen Frieden im Jahre 1742 freigelassen wurden. Nicht gebeugt durch diese harte Schicksalsprüfung setzte Beatrix, nachdem die Feinde das Land geräumt hatten, ihr begonnenes Werk mit so glücklichem Erfolge fort, dass bis zum