Johann Erasmus Wocel: Die Kirche des ehemaligen Cistercienser Nonnenklosters Porta Coeli zu Tišnowic | |
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260 | J. E. Wocel. |
Die Kirche im Vorkloster Tišnowic ist eine Basilica in Kreuzform, deren Chor weithin nach Osten vorragt und durch zwei polygonale aus den Kreuzvorlagen hervortretende Apsiden flankirt wird. Die Länge der Kirche im Lichten beträgt 204 Fuss, von denen auf das Presbyterium 54 Fuss entfallen. Zwischen diesem und dem Langhause legt sich das Querschiff in einer Breite von 48 Fuss und in der Längenausdehnung von 102 Fuss vor; die Breite des Mittelschiffes beträgt 48 Fuss; dasselbe erhebt sich so wie das mit demselben gleich hohe Querschiff zu einer Höhe von 52 Fuss, während die Höhe der beiden Seitenschiffe blos 22 Fuss zählt. Zehn Pfeiler scheiden das Mittelschiff von den Seitenschiffen und begründen die Gliederung eines jeden Schiffes in fünf Travéen. Die Breite des Presbyteriums entspricht jener des Mittelschiffes; das letztere gleicht in der Breite den beiden Seitenschiffen zusammengenommen, und das Querschiff, dessen Vierung ein regelmässiges Quadrat bildet, tritt mit seinen Vorlagen um die Hälfte der Breitedimension der Seitenschiffe vor. Der Klosterkreuzgang schliesst sich auf organische Weise an das nördliche Seitenschiff an; die aus der Kirche in den Umgang führenden Eingänge sind äusserst zweckmässig an den beiden äussersten Punkten des linken Seitenschiffes angebracht, und deuten auf die Bestimmung hin, dass sich durch dieselben die Procession der Klosterfrauen aus der Kirchenhalle in den Kreuzgang und nach vollbrachtem feierlichen Umzuge wieder zurück in die Kirche bewege. Ein tief durchdachter Plan liegt dem Ganzen zu Grunde und macht durch die Harmonie seiner Verhältnisse einen überaus befriedigenden Eindruck.
Der Anblick des Grundrisses Taf. I belehrt uns, dass die Kirche ein Bauwerk des sogenannten Übergangsstyles sei. Das Presbyterium und die beiden Seitenapsiden sind zwar dem gothischen Style entsprechend polygonal gebildet, und die Hauptmauern, mit Ausnahme des nördlichen Theiles, durch Strebepfeiler gefestigt; aber die letzteren stellen sich als Streben
Johann Erasmus Wocel: Die Kirche des ehemaligen Cistercienser Nonnenklosters Porta Coeli zu Tišnowic. Wilhelm Braumüller (Kommission), Wien 1859, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Central-Commission_Jahrbuch_03_Die_Kirche_des_ehem._cisterzienser_Nonnenkloster_Porta_Coeli_zu_Tisnowic.pdf/011&oldid=- (Version vom 31.7.2018)