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Die Kirche des ehemaligen Cistercienser Nonnenklosters Porta coeli. 271


dominirende einfache Knospenornament nur an wenigen Punkten des Presbyteriums und gleichsam versuchsweise durch ein feineres Laubwerk zu ersetzen wagte, liess, nachdem er an dem prachtvollen Portale seine Kunstfertigkeit erprobt, in den ornamentalen Elementen

Fig. 24. Fig. 25.

des Kreuzumganges seiner Phantasie freien Lauf, und brachte Motive an, deren Eleganz und Mannigfaltigkeit den besten gleichzeitigen Leistungen dieser Art gleichzustellen ist. Auch Thierbildungen kommen an einigen Capitälen im Kreuzgange vor; ein Beispiel dieser Art stellt Fig. 25 dar, welches einer Ecksäule in der nördlichen Arcadenreihe entlehnt ist. Eine andere Arcadensäule ist mit einem Capitäl geschmückt, dessen Form sich der des einfachen Knospencapitäls nähert, aber die Knospen bereits als aufgebrochen und zu Blüthen verwandelt darstellt.

Eine weitere Entwickelung dieses Blüthenschmuckes stellt das Capitäl Fig. 26 dar, wo die früher geschlossenen, starren Blumen, wie sie noch an der Console (Fig. 27) sich darstellen, mit Blättern geschmückt sind und mit ihren Blüthenranken ein schön geschwungenes Kelchcapitäl bilden. – Der Längendurchschnitt des Kreuzganges (Taf. III) und der Querdurchschnitt desselben (Taf. II, A) gewähren die Einsicht in den Organismus, die reiche Gliederung und Ornamentik dieses Baudenkmals.

Fig. 26 und 27.

Wiewohl die Bildung der das Kreuzgewölbe des Umgangs ausfüllenden Kappen mit ihren wagrechten Sehnen dieselbe ist wie die der Gewölbkappen des Kirchenraumes, so spricht sich in der Construction des Kreuzganges die gothische Stylform bereits viel entschiedener aus als in der Kirchenanlage selbst. Darüber belehrt uns der blosse Anblick des Grundrisses, und deutlicher noch der des Durchschnittes und der Aussenseite. Man gewahrt, dass, während die starre massive Mauermasse den Kirchenraum umschliesst, dieselbe im Kreuzumgang bereits dem gothischen System entsprechend in mächtige Strebepfeiler aufgelöst erscheint, welche durch dünne Füllwände zum Theil verbunden sind. Nichts desto weniger hatte der Architekt, dem traditionellen Typus getreu, den romanischen Rundbogenfries und die Zahnverzierung an der Aussenseite