Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 012.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Doch kommen anderwärts auch andere Thiere vor und die Laster selbst erscheinen als Thiere, der Fuchs z. B. nicht als Sinnbild der Gefrässigkeit, sondern der Arglist, der Tiger als Sinnbild der Grausamkeit, der Affe als Sinnbild der Schamlosigkeit etc. In einer Kirche zu Mexiko sind es: Kröte, Schlange, Bock, Tiger, Schildkröte, Pfau und Schwein. Ausland 1838. S. 95.

Vasari malte in der Kuppel des Domes von Florenz die sieben Laster von den verschiedenen Engelchören besiegt; der Neid wird als Schlange, der Zorn als Bär, die Faulheit als Kameel, die Völlerei als Cerberus, der Geiz als Kröte, die Wollust als üppiges Weib, die Hoffahrt als Lucifer dargestellt. Jordaens gab ihnen in einem Bilde (Katalog der Gal. von Salzdahlum S. 7) die Gestalt heidnischer Gottheiten, so dass Mars den Zorn, Venus die Wollust, Juno den Stolz, Bacchus die Völlerei, Silen die Faulheit, Ceres den Geiz (?) und eine Furie den Neid vertrat. Der Duc de Conte besang die sieben Laster als schöne, aber frivole Frauen. In einem komischen Gedicht des Schotten Dunbar, der im 15ten Jahrhundert schrieb, tanzen sie vor dem Teufel ein Ballet. Bouterwek, VII. 99. Oefter erscheinen sie als viele Köpfe eines Ungeheuers, oder auch als Früchte, die auf einem Baum (dem Baum der Erkenntniss) wachsen.

Da die Laster den Weg zur Hölle führen, sind sie nicht nur als sieben Heerstrassen zur Hölle in Clarus, span. Literatur II. 233., aufgefasst, oder stürzen nach der Handschrift des Johannes Climacus im Vatican (Bunsen, Beschreibung von Rom II. 2. 355.) von der Himmelsleiter herab, oder ziehen als sieben abscheuliche Thiere die Welt oder Menschheit in Gestalt eines Heuwagens, auf den sich die Sünder drängen und von dem sie herabfallen und zermalmt werden (Bild von Bosch), sondern auf Bildern des Weltgerichts werden häufig auch die Verdammten in sieben Gruppen geschieden, nach den Lastern, welche sie in die Hölle geführt haben. Auch Michel Angelo hat sie in seinem Weltgericht angebracht.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_012.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)