Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 029.jpg

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in der heiligen Osternacht werden alle Lichter gelöscht und erst wieder neu entzündet durch einen aus Stein geschlagenen Funken, entsprechend dem Moment, in welchem Christus den Grabstein durchbrach. Sepp, Heidenth. I. 211. Einem alten Volksglauben gemäss entzünden sich die Lichter am heiligen Grabe in Jerusalem in der Osternacht von selbst. Vgl. Pococke II. 41. Dasselbe Wunder wird von einer Kirche in Spanien erzählt. Drei Lichter (Sinnbilder der Dreieinigkeit) steigen zu Castilverd in Spanien aus dem Wasser eines nahen Flusses, schweben in die Kirche und zünden in der Osternacht die Lichter an. Nieremberg, hist. rat. 398.

Weihnachten fällt in die Wintersonnwende, Ostern in die Frühlingstagundnachtgleiche, jenes Fest in die Zeit, in welcher das Licht der Sonne in tiefer Winternacht zuerst wieder zu wachsen beginnt, dieses in die Zeit, in welcher die Sonne Kraft genug gewonnen hat, um Saaten und Laub zu wecken. Das natürliche Licht wird hier auf eine schöne und einfache Weise zum Sinnbild des geistigen Lichtes. Diese Symbolik hat ihren kirchlichen Ausdruck insbesondere in der Feier des Erscheinungsfestes am 6. Januar gefunden. Epistel dieses Tages ist die oben erwähnte Stelle aus Jesaias 60. An demselben Tage feiert die Propaganda das grosse Bekehrungsfest der Heiden, weil auch dies ein Erleuchten des Finstern, ein Beleben des Todten ist. Vgl. Strauss, Kirchenjahr 134 f.

Die ewige Lampe am Altar der Kirchen ist das Sinnbild des ewig in der Kirche wohnenden Lichts. Die Zahl der Altarlichter ist sieben nach den sieben Geistern Gottes, oder zwölf nach den Aposteln. Die Kirche brennt nur Oel und Wachskerzen, weil unter allen Stoffen, die Licht erzeugen, Oel das reinste Produkt der Pflanzen-, Wachs das reinste der Thierwelt ist. Derselben Symbolik entspricht die weisse oder Lichtfarbe des Priestergewandes, das weisse Kleid der Täuflinge und das, was einst die Gerechten im Himmel anlegen werden. – Heilige Jungfrauen besitzen die Gabe,

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_029.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)