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Albigenserkriege veranlasste, gefiel sich in einer rohen Verleumdung, quod M. Magdalena fuit Christi concubina. Petri Monachi hist. Albigens. 2 (bei Duchesne sc. hist. Fr. V. 556.). Gieseler, Kirchengesch. II. 547. In der „natürlichen Geschichte des grossen Propheten“, einem rationalistischen Roman, der am Schlusse des vorigen Jahrhunderts gedruckt wurde, ist diese Fabel in sentimentaler Weise wieder aufgewärmt worden.

Die Höhle la Baume ist sehr heilig. In der Revolution alles ihres Schmucks beraubt, wurde sie im Jahre 1814 wiederhergestellt, aber 1815 durch die Soldaten des Marschalls Brune abermals geschändet und beraubt, was die Ermordung des Marschalls durch das erbitterte Volk nach sich zog. Alljährlich strömen Pilger zu der Höhle. Im Jahre 1822, als sie neu geweiht wurde, zählte man auf einmal 40,000 Pilger. Man setzte damals eine liegende Magdalena in Marmor hinein. Vgl. Friedrich Ludwig „aus der Provence“ 1845, S. 249 f. und Histoire de St. Magdeleine, Marseille 1682. Legende der heiligen Magdalena von Louise von Bornstedt. Luzern 1845. Als Hauptwerk Clarus, Gesch. der heiligen Magdalena 1852.

Das berühmteste Wunder der Heiligen nach ihrem Tode ist der Sieg, den sie den Dithmarschen und Holsteinern bei Bornhöved über die Dänen gewährte (kurze Zeit vor dem Traume Karls von Anjou). Den Erstern erschien Magdalena (nach Andern eine Wolke) am Himmel und breitete ihren Schleier über die Sonne, so dass sie nicht mehr geblendet waren und siegten. Im Park zu Brüssel ist eine Magdalenenstatue, in einem Buche lesend, von der die Sage geht, sie schlage jede Nacht ein Blatt des Buches um, und wenn sie das letzte umschlage, müsse die Welt untergehen. Wolf, deutsche Märchen S. 298.

Die Heilige hat zahlreiche Verehrer unter den Dichtern gefunden. Die schönen Hymnen und Litaneien so wie ihr ganzes Officium finden sich in der schon genannten Marseiller Historie. Es ist von poetischem Geiste durchdrungen. Wie in einer musikalischen Fuge kehren hier immer die schönen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_060.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)