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Kirchenlied Nr. 148. Marianischer Liederschatz, Augsb. 1841. S. 333. Auf Kirchenbildern kommt Maria oft in einem weiten Mantel vor, unter dem viele Betende knieen. d’Agincourt, sculpt. 160. Ja die ganze Christenheit, Papst, Kaiser, Könige etc. sammeln sich unter ihrem Mantel. So in der Lorenzokirche zu Nürnberg (Waagen, Deutschland I. 260.), im Kloster Heilsbronn (I. 304.). Vgl. auch Kunstblatt 1843. S. 351. — Ein kleines Nachbild dieses Mantels ist das Kräutlein „Frauenmantel“ (Alchemilla) mit sehr zierlichen, mantelartig gefalteten Blättern. — Auch die heilige Ursula kommt zuweilen mit einem weiten Mantel vor, unter dem ihre 11,000 Jungfrauen stehen. — In einer Vision der heiligen Gertrudis zeigte sich die Madonna in weitem Mantel, unter dem eine Menge wilder Thiere versammelt waren, die gleichwohl von der Gnadenmutter geliebkost wurden. Daraus erkannte die heilige Seherin, kein Sünder dürfe verzagen. P. Abraham, Judas II. 470. Das Gnadenbild der schwarzen Gottesmutter im polnischen Kloster Czenstochau erschien, als das Kloster belagert wurde, auf den Mauern und fing die feindlichen Kugeln mit ihrem weiten Mantel auf. Mickiewicz, slav. Lit. II. 41.

In der heissen Schlacht bei Bornhövede, wo die Deutschen wider die Dänen stritten, flehte Soltwedel, Bürgermeister von Bremen, weil es gerade der Magdalenentag war, diese Heilige um Beistand an. Da erschien sie am Himmel und breitete ihren Mantel über die Sonne aus, so dass sie den Deutschen nicht mehr in’s Gesicht blendete, und sie siegten. Asmus, Lübecks Volkssagen S. 32. — Ritter Dietrich von dem Brühl war im Morgenlande gefangen, da gelobte er, der heiligen Magdalena eine Kirche zu bauen, wenn er frei würde, und sie brachte ihn (in ihrem Mantel) in einer Nacht heim, wo sein Weib eben mit einem Andern Hochzeit machen wollte. Montanus, Vorzeit von Cleve I. 331.

Die heilige Elisabeth wob einen kostbaren Mantel, nicht für sich, sondern um Andere darunter zu wärmen und ihre Fehler zuzudecken. Als sie starb und gen Himmel emporschwebte, umhüllte sie dieser Mantel, und alle Sterne, die

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_076.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)