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niemals durch eine Ueberschwemmung des Meeres untergehen soll. Berühmtes Bild von Bordone. Diese Legende steht im Zusammenhange mit der jährlichen Vermählung der Republik Venedig mit dem Meere durch einen hineingeworfenen Ring. Aber wie die Stadt, so hütet St. Marcus auch die Flotte Venedigs vor den Stürmen des Meeres. Denn bei einem wüthenden Sturm soll einst der Heilige hinausgefahren seyn und ein Schiff voller Teufel, die den Sturm erregten, entdeckt und vertrieben haben. Bild von Palma vecchio (Vasari III. 2. 173.) und von Giorgione (Waagen, England II. 8.). Nicht minder beschützte er die Venetianer, die im Orient in die Gewalt der Muselmänner geriethen. Einem, den die Türken auf's Grausamste marterten, stand er bei, dass plötzlich alle Bande sich lösten und alle Folterwerkzeuge zersprangen. Bild von Tintoretto in Venedig.

Die berühmte St. Marcuskirche zu Venedig gehört zu den schönsten Werken byzantinischer Baukunst mit übereinanderstehenden Säulen, orientalischen Kuppeln, heiligem Dunkel im Innern, ungeheurer Ueberladung von Schmuck und Mosaiken etc. Vgl. Ausland 1840, S. 236. Gräfin Hahn, Jenseits der Berge II. 369. Auf dem St. Marcusplatz daselbst steht eine hohe Säule mit dem Heiligen, eine andere mit dem geflügelten Löwen (dem Wappen der Stadt). An seinem Fest wurde ehemals jährlich ein Ochs in seine Kirche geführt und sein Evangelium, das man dem Ochsen zwischen die Hörner legte, verlesen. Hielt sich der Ochs ruhig, so war es ein gutes, wenn nicht, ein schlimmes Zeichen für die Republik. Berckenmeyer, kur. Antiquit. I. 18. Auch in Spanien herrschte die Sitte, die als skandalös am 10. März 1598 durch eine Bulle Clemens VIII. verboten wurde (Nieremberg, hist. nat. 397.).

Eines der berühmtesten Wunder des Heiligen ist das, was er nach seinem Tode verrichtete, indem er einen Sklaven aus grässlichen Martern, mit denen er eben gequält wurde, befreite. Er wird daher in Qualen um Schutz angerufen. Der venetianische Maler Tintoretto malte die erschütternde

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_078.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2022)