Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 080.jpg

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Insbesondere soll ihr Gürtel Kreisenden helfen. Regis, Rabelais II. 35. Schwangere Frauen wallfahrten zu ihrer Kirche und bitten sie um schöne Kinder. Marculphus 1741, Nr. 21. Da inzwischen ihr Fest in die Höhe des Sommers fällt, beruht ihre Beziehung zum Grün der Saaten und zum heiligen Georg wohl nur auf einer Verwechslung, und sie dürfte eher mit der Aerndte, als mit der Saat in Verbindung zu bringen seyn. – Ihre Attribute sind der Drache, das Kreuz und die Palme (des Sieges wie des Martyriums). Ihr Cultus ist ausserordentlich verbreitet, wie die vielen Kirchenbilder von ihr und die vielen nach ihr benannten Kirchen beweisen. Ueber die grossen Prozessionen, in denen ihr Bild und das des besiegten Drachen figurirten, vgl. Nicolai, Reise in Deutschland III. 50. Horst, Zauberbibliothek II. 377. IV. 373. Sie gehört zu den heiligen Jungfrauen, die sich am häufigsten in der nähern Gesellschaft der Maria befinden, wie die heilige Katharina und Barbara, Ursula, Dorothea, Cäcilia etc., indem sie gleichsam die einzelnen Tugenden derselben besonders personificiren.


Maria.

Maria, die Gebenedeite und Allerseligste, steht im Mittelpunkt fast unzähliger symbolischer Beziehungen, von denen Kunst und Poesie der Kirche überall durchdrungen und erfüllt sind. Um uns darin zu orientiren, müssen wir zuerst festhalten, dass in Marien allein vor Allen ihres Geschlechtes die Jungfrau und Mutter identificirt war, das Geheimnissvollste in der irdischen Natur, bedingt durch das höchste aller Wunder, die von oben kamen.

Seit die christliche Kunst aufblühte, war es eine ihrer höchsten Aufgaben, im Bilde Mariens jene Einheit des Jungfräulichen und Mütterlichen auszudrücken, was jedoch nur den idealistischen, Seelenausdruck suchenden Künstlern annähernd gelang, nicht den naturalistischen. Je unmöglicher es schien, hier durch Nachbilder das Urbild zu erreichen, um so mehr nahm man seine Zuflucht zu Vergleichungen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_080.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2022)