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der Erde zugleich bezeichnen. – Auf einem Bild von Rubens in der Münchner Pinakothek hat Maria Adlersflügel und tritt der Schlange auf den Kopf, nach dem schon erwähnten Bild in der Offenbarung Johannis. Die Adlerflügel bedeuten hier, wie immer, den göttlichen Geist. – Anstatt des Mondes und der Schlange ist es oft auch die Weltkugel, auf welche die Gottesmutter als auf ihren Fussschemmel tritt. So auf dem oben genannten Landshuter Bilde. So auf einem von Maratti. Waagen, England II. 4. Auch kommt sie thronend auf dem Regenbogen vor, als dem Bogen des Friedens. Didron, icon. p. 269.

Den zwölf Sternen im Kranze Maria’s entsprechen die zwölf Löwen am salomonischen Thron, auf welchem sie sitzt. Bild von Eberwein. Kunstblatt 1841, S. 414. Als Thron Salomons wird sie selbst bezeichnet in der lauretanischen Litanei. Die Zwölfzahl kann sich sowohl auf die Apostel, als auf die Propheten beziehen. Das Mittelalter liebte, die Gottesmutter mit den Propheten zu umgeben, die von der Geburt des Messias geweissagt haben. Gewöhnlich hat jeder Prophet neben seinem Attribut noch eine Inschrift, die jene Weissagung aus seinem Buch im alten Testament enthält. In der griechischen Kirche sind dieselben vorgeschrieben. Didron, manuel p. 147. 290 f. Dessen annales IV. 67.

Die Litaneien und alten Marienlieder enthalten eine Menge Sinnbilder, die sich auf die königliche Würde Maria’s beziehen, zunächst Beziehungen auf ihre Abstammung von König David: die Ruthe oder Rose vom Stamm Jesse, der Thurm Davids, der elfenbeinerne Thurm, der Thron Salomo’s, der hohe Cedernbaum. Aus der Ruthe haben altdeutsche Mariensänger die Wünschelruthe gemacht, die alle Wünsche erfüllt, den Zauberstab, der Alles hervorruft. Conrad von Würzburg 6. nennt sie die „Himmelskaiserin“. Dem Deutschen genügte die Königin nicht, weil ihm die kaiserliche Würde höher stand. Altdeutsche und niederländische Maler geben ihr die kostbarsten phantastischen Kronen von Juwelen und Blumen. Eine dreifache Krone hat sie zu Loretto als Tochter, Gemahlin und Mutter Gottes.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_092.jpg&oldid=- (Version vom 19.11.2022)