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liegt stets die Tendenz, sie als angehende Gottesbraut, als Vorbild der Nonnen zu bezeichnen. Ihre Einführung in den Tempel ist schon in den Apokryphen nicht anders verstanden. Das Fest Maria Opferung am 21. November hat keine andere Bedeutung. Sie opfert Gott ihre Jungfrauschaft. Es ist das specifische Nonnenfest. Nach dem apokryphischen Vorevangelium Jakobi wird Maria von Jugend auf dem Dienst des Herrn im Tempel gewidmet, und zeigt sich dessen so würdig, dass sie nicht nur von überirdischer Schönheit strahlt, sondern auch an Verstand und Heiligkeit Allen überlegen ist. Nach dem Evangelium von der Geburt der Maria stieg sie schon als kleines Kind, als sie in den Tempel gebracht wurde, allein die Stufen desselben hinauf. Ihre Hauptbeschäftigung im Tempel war, Purpurdecken für denselben zu sticken, was sie symbolisch als Königin bezeichnet. Hier heisst es auch ausdrücklich, dass sie ihre Jungfrauschaft dem Herrn geweiht habe. Nach der muhamedanischen Legende (Herbelot, s. v. Mirjam) stammt sie von Aarons priesterlichem Geschlecht und lebte im Tempel eingeschlossen, wie in einem Harem Gottes, und man fand häufig die herrlichsten Früchte bei ihr, auch ausser der Jahreszeit, welche ihr Gott unsichtbar schenkte. Im Koran, 3te Sure, heisst ihr Vater nicht Joachim, sondern der Priester Amram.

Unter den Tempeljungfrauen am purpurnen Vorhang nähend malte sie reizend Guido Reni in Loretto, Paris und Petersburg.

Maria als virgo virginum ist oft auf Bildern einzig von Jungfrauen umgeben. Von zehn gekrönten Jungfrauen auf einem alten Bilde im Kloster Heilsbronn. Waagen, Deutschland I. 306. Von Brautjungfern, die ihr den Kranz bringen, aus Eycks Schule zu Rouen. Rathgeber, Annalen S. 86. Unter lauter Jungfrauen im Wiener Belvedere, Fiorillo I. 273. Auf dem Blumenteppich des Paradieses vom Cölner Meister Stephan. Kugler, Berliner Museum S. 146. Als Schäferin von Llorente zu Sevilla, dem pintor de las pastores. In einem altdeutschen Mariengruss (Haupts Zeitschr. VIII. 281.) heisst

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_097.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2022)