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Marienbild in Lüttich erwähnt, durch dessen Anbetung Rupert von Duiz aus einem Dummkopf ein weiser Mann wurde.

Zu Oesede bei Osnabrück ist ein Marienbild, das jede reine Jungfrau tragen kann, aber centnerschwer wird, wenn eine unkeusche es berührt. Auch eine Alabasterstatue der Maria zu Ettal, von Engelhänden gemacht, wird um so schwerer, je mehr der gesündigt hat, der sie aufhebt. Schrank, bayr. Reise S. 71. Zu Stein in Böhmen erbleicht ein Marienbild, so oft ein Sünder in die Kirche tritt. Kaltenbäk S. 172. Das Bild der schönen Maria bei Scharten bleibt immer rein und kann nie befleckt werden. Das. S. 119. Als ein Marienbild im Wisperthal in Wallis von einem Bösewicht mit Koth beworfen wurde, fuhr es hoch am Felsen empor und blieb fortan unerreichbar. Einem, der sich an einem Strick von oben zu dem Bild herablassen wollte, wurde der Strick zuletzt fadendünn, so dass er um Gotteswillen bat, ihn wieder aufzuziehen. Grimm, d. S. Nr. 347. Zu dem Marienbild auf der Eiche in Maria Taferl sollen einmal die Engel in Prozession gewallfahrtet seyn. Kaltenbäk S. 189. Als ein Madonnenbild am Ufer der Nordsee ausgeworfen war, konnte kein Schiff vorbei, bis man dem Bild eine Kapelle errichtet hatte. Wolf, niederl. Sagen Nr. 169. 170. In der Franciscanerkirche zu Prag hielt ein Marienbild den Dieb fest, der es berauben wollte. Kaltenbäk S. 101.

Wenn im Passeier-Thale in Tirol ein Kind todt geboren wird oder ungetauft stirbt, tragen es die Eltern zum Muttergottesbild in Trens und legen es vor dem Bilde nieder. Da schlägt das Kind die Augen wieder auf, und in diesem Momente wird es getauft. Gleich darauf stirbt es, ist aber nun selig. Beda Weber, Passeier S. 152.

Anna Dulliker, eine arme Wittwe in Zofingen in der Schweiz, erflehte zur Pestzeit 1519 für sich und ihre Kinder vor einem kleinen Bildhüsly (Muttergottesbild in einer Kapelle) Gesundheit und erhielt sie. Bald darauf wurden in der Reformation alle Bilder zerstört; aus Dankbarkeit aber rettete die arme Wittwe jenes Bild und schleppte es mühsam

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_107.jpg&oldid=- (Version vom 29.11.2022)