Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 120.jpg

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Handlung, das Opfer, zu dem sich die Predigt nur als Nebensache (als Belehrung der Katechumenen) verhält. Man vereinigte sich ursprünglich zum Gottesdienst, nicht um zu reden und Reden zu hören, sondern um zu handeln. Der Zweck und die Bedeutung dieser Handlung war und ist, dem Herrn ein grosses Opfer zu bringen, welches Bittopfer und Dankopfer zugleich ist, und wobei die Gläubigen an Gottes Altar in frühern Zeiten nicht blos Opfer für die Kirche niederlegten, sondern sich die ganze Gemeinde, gleichsam die ganze Menschheit sinnbildlich Gott zum Opfer darbringt in der Wiederholung des Opfertodes Jesu Christi für die Menschheit. Das ist die Wandlung des heiligen Leibes und Blutes durch den Priester.

Der Name Messe ist hergenommen von den Worten Ite, missa est, mit denen der Priester die Katechumenen und Büsser, die noch der Vorbereitung zur Haupthandlung hatten anwohnen dürfen, unmittelbar vor dieser letzteren entliess und die Kirche zu verlassen nöthigte. Wenn diese Worte gesprochen waren, endete die missa catechumenorum und begann die missa fidelium, die eigentliche Handlung, zu der nur die engere Gemeinde, mit Ausschluss der Katechumenen, Kinder, Excommunicirten etc., zugelassen wurde. Andere Ableitungen des Namens, von dem hebräischen missah (tributum), von mittere (sc. preces ad Deum) scheinen zu künstlich zu seyn.

In den ältesten Zeiten, in denen die Christen verfolgt wurden und ihren Gottesdienst nur geheim feiern konnten, wurde die Messe bei Nacht gehalten. Dieser Gebrauch hat sich noch in der Christmesse bis auf die neuere Zeit erhalten, musste aber des Missbrauchs wegen abgeschafft werden. Die Frühmessen kamen in Gebrauch wohl nicht blos deshalb, weil sie nüchtern begangen werden müssen, sondern auch mit Beziehung auf den morgendlichen Charakter des Christenthums überhaupt. Vgl. den Artikel Morgen. Die verschiedenen Arten der Messe, je nachdem sie für Lebende oder Todte, mit besonderer Hervorhebung der Bitte oder des

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_120.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)