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Dankes, mit grösserem Pomp oder still gelesen wird, ändern an ihrem Grundwesen und an dem Typischen ihres Ceremonials lediglich nichts. Bei Todtenmessen wird die Kirche schwarz verhangen, an Busstagen violett, an Martyrertagen roth, vom Dreieinigkeitsfest an bis zum Advent in der Hoffnung dessen, der da kommen soll, grün, an Festen des Herrn und Unsrer Lieben Frau weiss. Vgl. Kreuser, das heilige Messopfer S. 338. Auch das Messgewand des Priesters ändert gemäss derselben Symbolik seine Farben. Vgl. Streitenberger, die heilige Messe S. 16. Die missa solemnis oder publica, Hochmesse, steigert sich an hohen Festen zur missa aurea, wogegen die missa privata oder familiaris sich auf die einfachsten Formen und Aeusserlichkeiten einschränkt. Binterim, Denkw. IV. 3. 334 f. Immer aber behält die heilige Handlung denselben Typus und dieselben Hauptbestandtheile.

Die mannigfache Symbolik bei dieser Handlung ist motivirt durch mehr als eine Rücksicht. Wir unterscheiden: 1) die Wandlung des Brodtes und Weines in Leib und Blut des Herrn; 2) die Ceremonien, durch welche das Leiden und Sterben des Herrn in seinen einzelnen Gliederungen unter der Messe sinnbildlich dargestellt wird; 3) die Stellvertretung der Gemeinde durch den Priester und die beständige Wechselbeziehung zwischen beiden während der heiligen Handlung; 4) die Vorsichtsmaassregeln, durch welche die höchste Reinheit der Handlung gesichert wird, die Acte der Waschung, Beichte, Entsündigung, bevor die sterbliche Hand das Unsterbliche berühren darf; 5) die Wahrung des Mysteriums, wodurch alle Profanen von dem heiligen Act entfernt werden; 6) die stete wechselseitige Verschlingung und Durchdringung von Dank und Bitte, weil die Gemeinde, ihrem heiligen Stifter und Erlöser gegenüber, zwischen eine Vergangenheit, die ewigen Dank erheischt, und eine Zukunft, welche den Bitten der Leidenden und Armen Gewährung verheisst, in die Gegenwart hingestellt, nie danken kann, ohne zu bitten, und nie bitten, ohne zugleich zu danken; 7) die besondere Angelegenheit der Gemeinde oder des Individuums, wofür,

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_121.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)