Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 123.jpg

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das Messbuch nur auf der linken Seite, die dem alten Testament und der Vorbereitung überhaupt entspricht, gebraucht werden. Am Schlusse der Epistel spricht das Volk das Deo gratias, der Priester betet das Graduale (Stufengesang), zusammengesetzt aus Dankpsalmen; bei Todtenmessen das Lied Dies irae. Sodann bittet der Priester Gott, seinen Mund zu reinigen, wie er ihn einst dem Jesaias mit glühenden Kohlen gereinigt, und geht auf die rechte Seite des Altars, wohin der Ministrant das Messbuch gebracht hat (die Evangelienseite, entsprechend dem neuen Testament und der Erfüllung). Die Gemeinde steht auf, er liest das Evangelium, küsst es und beräuchert es (bei der feierlichen Messe) mit Weihrauch. Dann werden die Katechumenen entfernt.

Die Haupthandlung oder der zweite Theil der Messe beginnt mit dem Credo, an welchem Einige die Katechumenen noch Theil nehmen lassen, das aber wesentlich schon zum zweiten exclusiven Theil der Messe gehört. Vgl. Kreuser, heiliges Messopfer S. 231. Dem Glaubensbekenntniss folgt die Opferung. Ehemals brachten die Gläubigen Aehren und Trauben, Oel, Balsam, Weihrauch, Wachs, Blumen etc. dar, lauter Gegenstände, die man in der Kirche zum Gottesdienst, zur Beleuchtung oder zum Schmuck brauchte. Das Hauptopfer ist aber Brodt und Wein, über welche jetzt der Priester (bei der feierlichen Messe) das Weihrauchfass schwingt mit einem Gebet, worin Michael als Engel der Gerechtigkeit und Stärke angerufen wird. Vgl. über diese Symbolik den Artikel Michael. Der Weihrauch wird dann auch geschwungen unter der Gemeinde und über den Gräbern der Todten, wenn sich solche in der Kirche finden. Alle werden in die Wolke des Heiligthums eingehüllt. Der Priester aber wäscht seine Hände, um sie zu reinigen, bevor er den heiligen Leib berührt, nach Psalm 25; fordert sodann zum Gebet auf, Orate fratres, singt die Präfation mit dem sursum corda, der Erhebung der Herzen nach oben, und das dreimal Heilig (sanctus). Nun endlich die actio selbst oder das secretum missae, Canon, auch Stillmesse genannt, nämlich die Wandlung

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_123.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)