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Teufel an, sofern jeder Krieg und Kampf auf Erden nur die Abspiegelung eines gleichen im Himmel sey. Vgl. über die Judenfabeln Gfrörer, Jahrhundert des Heils I. 371, und Eisenmenger, entdecktes Judenthum I. 850.

Natürlich war es, dass die tapfern Deutschen des früheren Mittelalters den kriegerischen Erzengel zu ihrem Patron machten und sein Bild mit grossen goldenen Flügeln auf ihren Fahnen führten. Als Heinrich I. unter diesem Panier den grossen Sieg über die Ungarn bei Merseburg erfochten, glaubten diese Heiden, der Gott mit den goldenen Flügeln habe ihm geholfen, und sie machten nun ihren Götzen auch goldene Flügel, dass sie jenem an Macht gleichkämen. – Auch die Abyssinier haben den heiligen Michael als Siegesfürsten zum Patron der Heere gemacht und führen seine heilige Lade mit sich in den Krieg. Harris, Reise nach Schoa II. 181.

Durch drei Erscheinungen des Engels nach Christi Geburt wurde sein Cultus gewissen Oertlichkeiten vermittelt. Im 5ten Jahrhundert lebte in Apulien am Vorgebirge Gargano (das von ihm den Namen erhielt) ein gewisser Garganus. Von seinen auf dem Berge weidenden Ochsen blieb einer zurück. Die Knechte, die ihn suchten, fanden ihn in einer Höhle; der Ochs wollte aber nicht heraus, und aus Aerger schoss einer der Knechte einen Pfeil auf ihn, der aber zurückprallte und den Schützen selber traf. Staunend berichteten sie das Geschehene. Dem Garganus aber erschien der Engel Michael und sagte ihm, innen in der Höhle sey eine Kirche, seinem und der übrigen Engel Dienste geweiht. Als bald darauf die Heiden anstürmten, erbebte der Berg wie einst der Sinai, Blitze schlugen rings aus ihm heraus und die Heiden wurden vernichtet. Zum Dank zogen die Christen nun in Prozession auf den Berg und feierten dsselbst am 29. September das erstemal den Gottesdienst zu Ehren der Engel. Es ist der Michaelistag und zugleich das Fest aller Engel. Der Berg wurde einer der berühmtesten Wallfahrtsorte im Mittelalter, nächst Jerusalem, Rom und Compostella.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_128.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)