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So mehrere Kräuter, deren grüne Blätter auffallenderweise mit weissen Flecken geziert sind, die schöne Mariendistel, die rings um Rom die Räume zwischen den Ruinen bedeckt. So auch hoch im skandinavischen Norden Maria-Breque (polypodium vulgare), von dem das protestantische Volk noch immer erzählt, die weissen Flecken auf den Blättern kommen von der Milch der Maria, von der einmal ein Paar Tröpfchen auf das Kraut gefallen seyen. Маgnusеn, lex. myth. p. 361. Desgleichen eine Nessel mit weissen Flecken nach von der Hagens Germania VII. 429, worunter vielleicht die Mariendistel verstanden ist.

Patronin der Milch und der Ammen ist die heilige Enora in der Bretagne, eine Einsiedlerin, die einst einem armen Weibe Milch für ihr Kind verschaffte. Ihr Gatte steht in Beziehung zum segensreichen Wasser, wie sie selbst zur Milch. Sie war nämlich die Tochter des Königs von Irland. Ihr Bräutigam war der Prinz Efflam, der sie aber aus Frömmigkeit schon in der Hochzeitnacht verliess. Unterwegs fand er König Artur mit einem Drachen kämpfen. Da schlug Efflam dreimal an den Felsen, dass Quellen hervorkamen, mit deren Wasser er den erschöpften König erquickte, der nun siegte. Efflam aber ward ein Einsiedler und erschien Enoren, um sie zu gleicher Busse zu mahnen. Da wurde sie eine Nonne und Heilige und Schutzpatronin der Ammen, denn milchlose Frauen erhalten von ihr Milch. Keller, bretagn. Volkslieder Nr. 51. Elsässer Neujahrsblätter 1845. 148. Uebrigens sagt die Legende der heiligen Tryphäna vom 31. Januar, auch die Quelle bei Cyzicus am Hellespont, die an der Stelle entsprang, wo die Heilige von einem Stier niedergestossen und getödtet worden war, soll bei Weibern und weiblichen Thieren, die von dem Wasser trinken, die Milch vermehren.

Auch St. Comgallus, ein Heiliger des 6ten Jahrhunderts in Irland, könnte Patron der Milch seyn, weil auf sein Gebet für den kranken Bischof Finbarrus nicht nur Milch vom Himmel regnete, sondern weil er auch Milch in einem Gefäss ohne Boden trug. Auch sah man ihn häufig von milchweissen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_132.jpg&oldid=- (Version vom 2.4.2020)