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welcher der Mond ein Ort der Busse, ein Aufenthalt der Verstorbenen seyn soll.

Auch in anderen Beziehungen erscheint der Mond unheimlich. Als Beherrscher der Nacht steht er nach uralt heidnischem Glauben, der im Aberglauben der Christenheit fortgedauert hat, allem Zauberwesen vor. Der Einfluss des Mondscheins ist vielen Dingen verderblich, und weil man ihm heidnischen, dämonischen Zauber zuschreibt, waffnet man sich dagegen auch mit kirchlichen Mitteln. Wenn z. B. ein ungetauftes Kind vom Mond beschienen wird, muss es mondsüchtig werden; man eilt daher, es zu taufen. Grimm, d. myth. Aberglauben Nr. 1034.

Dante verglich in seinem grossen Gedicht durchgängig den Mond mit der Philosophie, welche ewig zwischen der matten Erkenntniss der göttlichen Geistersonne und immer wiederholter Verdunkelung schwankt. Doch lässt er einmal auch die Nonnen, die auf Erden ihr Gelübde nicht erfüllt, ihre Trostlosigkeit im bleichen Monde verbergen. Vgl. Dante von Kopisch S. 493.


Monstranz,

von monstrare, zeigen, vorzeigen. Montrantia hiessen früher auch die Reliquien, wenn sie vom Priester dem Volke gezeigt wurden, nachher ausschliesslich das kostbare Gefäss, in welchem die Hostie getragen und vorgezeigt wird. Dieses Gefäss hatte vor dem 13ten Jahrhundert auch eine andere Form und hiess feretrum oder capsa, ähnlich den Reliquienkästchen und wohl häufig durchsichtig. Vgl. Binterim, Denkw. VII 3. 367f.

Aus dem Kästchen wurde ein dem Kelch entsprechendes Thürmchen oder Portal. Vgl. Heller, Lucas Cranach S. 334 f. Die gothischen Monstranzen dieser Art haben mit ihren Fenstern etwas Laternenartiges. Im 16ten und 17ten Jahrhundert änderten sie sich wieder und boten dem Volk mehr nur eine breite Front dar, eine runde, sonnenartige Scheibe, wie

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_137.jpg&oldid=- (Version vom 2.4.2020)