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Moses diesen in der Angst in's Feuer des Heerdes. Als die Mutter kommt, liegt das Kind lächelnd da und spielt mit den Flammen. Nun die Aussetzungs- und Findungsscenen. Die Tochter Pharao's behält das Kind im Pallast, und der alte Pharao selber hat seine Freude daran, der kleine Moses sitzt oft auf seinem Schooss, zaust ihn aber beim Barte und stösst ihm die Krone vom Haupte. v. Hammer, Rosenöl I. 78 f. Weil, bibl. Legenden S. 126 f. Ein Bild, wie Moses Pharao's Krone mit Füssen tritt, von Nik. Poussin[WS 1] in England. Waagen, England I. 505.

In diesem Gegensatz des Moses gegen das heidnische Königthum liegt ein Gedanke, der für die ganze Weltgeschichte von hoher Bedeutung ist. Im Uebrigen ist die jüdische und muhamedanische Legende in Bezug auf Moses in so alberne Ausschweifungen und Uebertreibungen gerathen, dass man vom christlichen Standpunkt ganz davon absehen darf.

Der Gegensatz des von Moses verkündeten Gottesreiches (Theokratie) gegen das heidnische Königthum spricht sich hauptsächlich und durchgängig im Gesetz Mosis und in der Einsetzung des Priesterthums aus. Alles im Gesetz und Cultus der mosaischen Juden ist auf Gottesfurcht gebaut. Ein so tiefer Ernst in der Nähe Gottes, ja beim blossen Gedanken an Gott war keinem andern Volk des Alterthums eigen, in deren Dogmen und Culten vielmehr immer etwas Spielerei sich einmischt. Die Gottesfurcht aber war schon alt unter den Juden, schon von Abraham her dem Volk tief eingeprägt. Aber das Gesetz vom Sinai, die theokratische Verfassung des Volkes Gottes und der von Moses gegründete Priesterstand waren etwas Neues. Sie sollten die Zukunft verbürgen; die alleinherrschende Priesterschaft sollte das Aufkommen weltlicher Könige verhüten. Niemand als Jehovah im Himmel sollte König seines auserwählten Volkes seyn. Das ist der Grundgedanke der mosaischen Gesetzgebung, und einer der tiefsten Gedanken, die je geschöpft wurden. — Moses war ein Prophet, unmittelbar von Gott erweckt; aber solche Erweckungen waren

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Berichtigung Band II. In der Vorlage: 'Poissin'
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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_145.jpg&oldid=- (Version vom 8.1.2023)