Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 161.jpg

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icon. p. 104.), oder der Reif wurde immer zarter und enger und schwebte nur noch wie ein Ring über den Köpfen. Endlich verschwand der Nimbus ganz. Schon im 16ten Jahrhundert wurden viele Heilige ohne Nimbus dargestellt, indem die Maler sich darauf verliessen, dass die Genialität, die sie in die Apostelköpfe gelegt, den Nimbus entbehrlich machen würde. Aber ein zarter Lichtnimbus thut dem malerischen Effect gewiss keinen Abbruch, während die Anmassung, Heilige ohne Nimbus darzustellen, zu grosser Verweltlichung und Ununterscheidbarkeit der Heiligen von unheiligen Pathetikern geführt hat.

Gott Vater hat auf Kirchenbildern nicht selten ein goldenes gleichseitiges Dreieck als Nimbus, hinweisend auf die Dreieinigkeit. Zuweilen gehen erst von diesem Dreieck Strahlen nach allen Seiten wie von einem Sterne aus. Auch kommt ein Nimbus Gott des Vaters vor, in dem zwei solche Dreiecke quer übereinander gelegt sind, dass sie einen sechseckigen Stern bilden. Didron, icon. p. 37. Oefter jedoch ist Gott dem Vater, Sohn und Geist der durchkreuzte Zirkel als Nimbus zugesellt und ausschliesslich vorbehalten. Das Kreuz im Kreise bezeichnet überall und immer eine der Personen der heiligen Dreieinigkeit und kann nie einem Heiligen zukommen. Da aber der Fuss des Kreuzes vom Kopfe selber auf dem Bilde gedeckt wird und man nur die beiden Seitenarme und die Spitze in drei Ausstrahlungen gegen den Kreis hin erblickt, so ist das Kreuz hier zugleich Sinnbild der Dreieinigkeit. Auf Bildern der griechischen Kirche stehen über den beiden Armen des Kreuzes im Nimbus häufig die Worte: ό ὤν, der da ist. Auf abendländischen Bildern nie. Didron, man. XLI.

Christus trägt als zweite Person der Gottheit den durchkreuzten Zirkel als Nimbus. Das Kreuz wird mannigfach aufgefasst, häufig nimmt es an den vier Spitzen, wie sie sich dem Kreisrande nähern, lilienartige Ausbiegungen an. Oft wird es nur durch leichte Einbiegungen des Kreises in den vier Abtheilungen desselben angedeutet. Manchmal wird es

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_161.jpg&oldid=- (Version vom 16.1.2023)